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die wahrheitDer Stein des Abstoßes

Die schönsten WM-Anekdoten - mit echten Kalauern

Nicht mehr lange, dann findet wieder eine Fußball-Weltmeisterschaft statt. Das WM-Turnier in Südafrika wird der Geschichte des Weltfußballs ein weiteres Kapitel voller interessanter Episoden anfügen. Zweifellos wird auch die deutsche Nationalmannschaft für neue komische Vorfälle sorgen - wie schon bei allen ihren bisherigen erfolgreichen WM-Teilnahmen. Blättern wir also im bunten Anekdotenalbum der Fußball-Vergangenheit.

Italien 1934 Nomen est omen, dachte sich der Aachener Alemanne Reinhold Münzenberg und war dann bitter enttäuscht, dass die Prämien trotz des dritten Weltmeisterschaftsplatzes äußerst bescheiden ausfielen.

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Schweiz 1954 Nur kurzfristig leicht irritiert zeigte sich der Fußballweltmeister Karl Mai von der SpVgg Fürth, als ihm bei einer Autogrammstunde in der Sportabteilung eines Kaufhauses im Westfälischen ein Exemplar des Romans "Unter Geiern" zum Signieren vorgelegt wurde.

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England 1966 Als sich am Tag nach dem tragisch verlorenen WM-Finale 1966 ein Sportreporter wunderte, dass der ob der unglücklichen Niederlage gegen Gastgeber England zunächst noch schwer geknickte Mannschaftskapitän Uwe Seeler bereits wieder gewohnt heiter die Rückreise antrat, und unseren Uwe fragte, wie man denn nur ein solches Trauma derart rasch verarbeiten könne, gab "der Dicke" unnachahmlich nüchtern Auskunft: "Seeler ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist." Sogar das leidige dritte Tor?

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Mexiko 1970 Im Trainingslager der deutschen Fußballnationalmannschaft erkundigte sich Franz Beckenbauer bei seinem verletzungsbedingt nur zum Zuschauen verdammten Kameraden Günter Netzer: "Du weißt doch immer alles. Warum heißt eigentlich das neue Buch von diesem Peter Handke ,Die Angst des Tormanns beim Elfmeter'?" - "Weil der Schiri handkepfiffen hat", konterte Netzer treffsicher.

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Deutschland 1974 Als der Rostocker Joachim Streich in der 14. Minute des dritten Spiels der zweiten Finalrunde die DDR gegen Argentinien mit 1:0 in Führung gebracht hatte, freute sich sein Trainer Buschner, indem er zuversichtlich erklärte: "Dieses war der erste Streich, und der zweite folgt sogleich …" Das Spiel endete dann aber 1:1, und die Deutsche Demokratische Republik war nun ausgeschieden.

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Mexiko 1986 Bevor er sich durch seine Beleidigung des Teamchefs Franz Beckenbauer als "Suppenkasper" sowie des gesamten Kaders als "Gurkentruppe" disqualifiziert hatte und dementsprechend konsequent die vorzeitige Heimreise antreten musste, hatte Ersatztorhüter Uli Stein im Trainingslager des deutschen Nationalteams bei der 1986er WM in Mexiko durchaus Anerkennung gefunden. Vor allem seine weiten, häufig aussichtsreiche Offensivzüge einleitenden Torabschläge wurden sehr geschätzt, so dass sogar die Nummer eins im deutschen Tor, Toni Schumacher, lobende Worte fand, adelte er seinen Konkurrenten doch mit dem Kampfnamen "Stein des Abstoßes".

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Italien 1990 Sehr ungehalten war Teamchef Beckenbauer, als zu später Stunde laute Musik aus einem der Spielerzimmer wummerte. Wer da die disziplinarischen Regeln verletze, fragte der Kaiser den gerade von der Toilette kommenden Spieler Riedle. Welcher dann auch umgehend petzte: "Der Thon macht die Musik." Im Finale gegen Argentinien waren dann beide nicht dabei.

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USA 1994 Wie schlecht es um das deutsche Team bei den Welttitelkämpfen in den USA stand, belegt die Szene, in welcher der eigentlich für niveauvollen Spitzenfußball bekannte Libero Matthias Sammer versuchte, eine Torchance herauszuschinden, indem er sich auf freilich recht ungeschickt-hilflose Weise an der gegnerischen Strafraumgrenze in einen Zweikampf verwickeln und schmierentheatralisch fallen ließ. Was den frechen Basler zu dem Kommentar inspirierte: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sammer." Im Viertelfinale war dann Schluss.

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Japan/Südkorea 2002 Nachdem sich der wieselflinke Offensivspieler Oliver Neuville während der WM 2002 wieder einmal unwiderstehlich durch eine vielbeinige gegnerische Abwehrreihe hindurchgewuselt hatte, wandte sich auf der Trainerbank der Teamchef Rudi Völler zu seinem Assistenten Skibbe und konstatierte anerkennend: "Wo ein Neuville ist, da ist auch ein Weg."

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Südafrika 2010 (im Vorfeld) Als der Schriftstellerin Juli Zeh und der Kulturjournalistin Evelyn Finger bewusst wurde, dass ihre Konversation schon seit einer Spanne Zeit vom Fußballtrainer Christoph Daum handelte, fanden beide das ganz schön armselig.

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