die wahrheit: Miese Methoden
Vermietermobbing: Einziehen, Miete zahlen, nicht wieder ausziehen.
Hauseigentümerin Edeltraut von Oderbrühl ist mit ihren Nerven am Ende. "Es fing alles ganz harmlos an", berichtet die gebückte Frau, die aus Angst, von ihren Peinigern erkannt zu werden, nur noch mit Sonnenbrille aus dem Haus geht.
"Die Unterlagen der jungen Familie waren in Ordnung. Geburtsurkunden, Pässe, Arbeitsverträge, Schufa-Erklärung, Lebensversicherung, Führungszeugnis, ärztliches Gesundheitszeugnis, Mietverhältnisse und Kontoauszüge der letzten 20 Jahre, zehnfache Mietsicherheit und vier Bürgschaften über eine Summe von 200.000 Euro - alles hatten sie eingereicht.
Bei der Schlüsselübergabe waren drei Anwälte vom Vermieterschutzverein als Zeugen anwesend, hielten zur Sicherheit alles auf Video fest und schrieben sechs Zusatzprotokolle. Wir vereinbarten zudem noch ein wöchentliches Besuchsrecht, damit ich den Zustand meines Wohnraums in Augenschein nehmen kann."
Doch schon nach diesem Vertragsschluss begannen für Edeltraut von Oderbrühl jene Strapazen, die bis zum heutigen Tage andauern und von denen so mancher Vermieter ein Lied singen könnte. "Gleich einen Tag später fuhren die mit einem riesigen Laster vor und räumten Berge von Hausrat in meine schöne Wohnung. Wo vorher strahlend weiße Wände waren, standen jetzt dunkle Schrankwände, auf das teure Laminat legten sie ihre Teppiche, und im Korridor rannten kreischende Kinder umher. Das reinste Chaos! In der Küche kochten die mit richtigen Lebensmitteln, an die Wasserflecken und den Müll darf ich gar nicht denken."
Frau von Oderbrühl zittert auch jetzt, wenn sie davon erzählt. Wie zahlreiche ihrer Kollegen ist auch sie Mietnomaden aufgesessen. Beinahe 50 Millionen von dieser Sorte soll es allein in Deutschland geben. Sie erfüllen die Voraussetzungen zum Bezug einer Mietwohnung, zahlen zum ersten des Monats ihre Miete, machen in der Wohnung aber ansonsten, was sie wollen.
Als Vermieterin Frau von Oderbrühl bei einem ihrer letzten Visiten die Wohnung besichtigte, traf sie im Kinderzimmer fast der Schlag. Vier 13-jährige Gören hockten da in zerschlissenen Jeanshosen und sie hörten dröhnende Rockmusik. Als sie aus Angst um den Putz ihren Blick ängstlich zur Wand richtete, kam der nächste Schock: Überall waren Poster von zerzausten Kindern mit zerschlissenen Hosen und grauenerregenden Frisuren mit der Aufschrift "Tokio Hotel" angeklebt. Auf anderen Plakaten posierten Männer im gleichen Aufzug, die aber so alt waren wie Edeltraut von Oderbrühl selbst und sich "Die Toten Hosen" nannten. Nach der aktuellen Rechtsprechung darf Frau von Oderbrühl nichts unternehmen, solange die Mieter pünktlich zahlen.
Fälle wie ihrer werden den Fernsehzuschauern täglich mehrfach auf allen Kanälen in verstörenden Real-Dokus geschildert. Doch nur die FDP und Teile der Union scheinen das Problem erkannt zu haben. Sie fordern das Recht auf fristlose Kündigung. Die Mietnomaden wissen, solange sie das Recht auf ihrer Seite haben, können sie auf den Böden ihrer Vermieter herumtanzen, bis sie nachgeben.
Mietnomaden wie Klaus Jürgen W., der bereit war, Rede und Antwort zu stehen, wenn anstatt seines Nachnamens ein großes W abgedruckt wird. "Ich führe hier im Hinterhof gerade eine Brandrodung durch", gibt er freimütig zu und zündet sich im Schein des Feuers eine Zigarre an. "Ich will hier Hanf anbauen und an meinem Motorrad rumschrauben. Wenn der Boden keine Erträge mehr bringt, ziehe ich weiter." Genau diese Einstellung ist es wohl, die den Verband bayerischer Wohnungsunternehmen formulieren ließ: "Mietnomaden sind die wahren Heuschrecken der Mietwohnungsmärkte. Sie stürzen sich auf arglose Vermieter, ziehen von Wohnung zu Wohnung, zahlen keine Miete und verwüsten das Eigentum der Vermieter".
Klaus Jürgen W. zahlt zwar seine Miete, doch wenn der Boden im Hof ausgelaugt ist, wird dort für immer eine Wüste sein. Und in der Wüste ist noch kein Kraut gegen Mietnomaden gewachsen.
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