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die wahrheitMasseur für Girlies

Wilde Gerüchte um den Zeichner Achim Greser.

Typische Dienstkleidung von Sängerinnen eines Kirchenchors bei der Arbeit im Gemeindegottesdienst. Bild: reuters

Beträchtliches Aufsehen hat der taz-Bericht (Die Wahrheit v. 21. 6. 2010) hervorgerufen, dass der renommierte Titanic-, FAZ- und Stern-Zeichner Heribert Lenz von der höchsten Sprosse seiner Karriereleiter aus kopfüber nach ganz unten gesprungen ist, in die Niederungen einer ehrenamtlichen Mitarbeit an der anarchistisch-libertären Aschaffenburger Online-Schülerzeitung Stachelschwein.de. "Bankrotterklärung oder Geniestreich? Bekannter Cartoonist (52) wirft das Handtuch", titelte die Main-Post, und auch andere federführende Blätter haben Stellung zur "Affäre Lenz" bezogen: "Ist er weich in der Birne? Oder scharf auf die Schülerinnen? Oder beides?" (Oranienburger Generalanzeiger), "Prädikat: Altersmeise" (Lausitzer Rundschau), "Gaga-Künstler stört den Unterricht" (Weser-Kurier), "Veronika, der Lenz ist da" (Kunstforum International), "Popular german artist wants to invent himself new" (Washington Post).

Unterdessen geht in der Kunstbranche das Gerücht um, dass auch Achim Greser, die andere Hälfte des Zeichner-Duos Greser & Lenz, einen radikalen Neubeginn anstrebe. Unbestätigten Zeugenaussagen zufolge soll er in einer Sachsenhausener Schankwirtschaft auf einem Bierfilz den rechtsgültigen Entwurf eines Vertrags über die Kooperation mit einer fünfköpfigen Girlie-Band unterzeichnet haben, im Vertrauen auf die Auskunft ihres Managers, dass diese Truppe ein gestandenes Mannsbild als Masseur benötige. Das Kleingeschriebene, so heißt es, habe Greser erst tags darauf entziffern können, und nun müsse er wohl oder übel fünfzehn Jahre lang als Kofferträger eines Kirchenchors fungieren, der sich aus diversen in Bad Homburg ansässigen Juweliers- und Zahnarztwitwen zusammensetze und im Herbst auf eine mehrmonatige Tournee durch die deutschen Ostseebäder gehen wolle.

"Alles gelogen", hat Achim Greser am Samstagabend bei einer Pressekonferenz in der Probierstube seines Aschaffenburger Weinkellers erklärt und ein paar Dinge zurechtgerückt: "Es ist unrichtig, dass ich durch einen Knebelvertrag an eine Rentnerkapelle gebunden bin. Richtig ist, dass ich mich freiwillig der ehrenvollen Aufgabe unterziehen möchte, in den deutschen Ostseebädern gute Laune verbreiten zu helfen, indem ich einigen sangesfrohen Damen aus besseren Kreisen die Koffer vom Reisebus aufs Hotelzimmer bringe …"

Im weiteren Verlauf der Konferenz ist es zu einem heftigen verbalen Schlagabtausch zwischen Greser und den versammelten Gesellschaftsreportern gekommen. Wir dokumentieren einige Auszüge.

Frage: "Und was war mit der Girlie-Band?"

Greser: "Es hat nie irgendwelche Verbindungen zwischen mir und einer Girlie-Band gegeben, und wer was anderes behauptet, der kann sich bei mir persönlich eine Maulschelle und eine Unterlassungsklage abholen."

Frage: "Ihrem Kollegen Heribert Lenz werden enge Kontakte zu politisch engagierten und zugleich außergewöhnlich attraktiven Schülerinnen nachgesagt. Macht Sie das neidisch?"

Greser: "Wenn Ihre Frage darauf abzielen sollte, einen Keil zwischen Heribert und mich zu treiben, muss ich Sie enttäuschen. Heribert Lenz ist ein wunderbarer, feinfühliger Mensch und Kamerad mit vielen verschiedenen Charakterfacetten, und dazu gehören nun eben mal auch kleine menschliche Schwächen wie die unstillbare Gier nach jungen Dingern, seelische Grausamkeit, eiskalte Berechnung und die durch nichts zu entschuldigende Bereitschaft zum Verrat an alten Freunden wie mir."

Frage: "Es stört Sie also nicht, dass Ihr Kollege Lenz bei Girlies besser ankommt?"

Greser: "Besser als was?"

Frage: "Besser als Sie."

Greser (nachdem er den Fragesteller zu dessen Verblüffung mit einem Dosenöffner enthauptet hat): "Will hier sonst noch irgendwer was über Girlies wissen?"

Erschrockenes Schweigen im Saale.

Greser: "Nein? Dann können wir ja zum gemütlichen Teil des Abends übergehen …"

Es soll noch Salzletten, Konfekt und kalte Erfrischungsgetränke gegeben haben.

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