die wahrheit: Schlurfend zum Olympiagold
Die Engländer haben die für sie so garstig verlaufene Fußball-Weltmeisterschaft abgehakt und konzentrieren sich auf die Olympischen Spiele 2012 in London ...
... Es sollten die grünsten Spiele aller Zeiten werden. London hatte den Zuschlag unter anderem deshalb bekommen, weil die Veranstalter versprachen, dass ein Fünftel der Energie für den Olympischen Park aus nachhaltigen Quellen stammen werde. Doch die dafür notwendige riesige Windturbine wird nicht gebaut, weil die Konstruktionsfirma die Sicherheitsvorschriften nicht einhalten kann. Stattdessen sollen nun ein paar Solarzellen auf das Stadion montiert werden.
Und als Sponsor hat man ausgerechnet BP gewonnen. Die Ölgesellschaft subventioniert die Spiele mit 50 Millionen Pfund. Sebastian Coe, der ehemalige Goldmedaillenläufer und Abgeordnete der Tories, der das Olympische Organisationskomitee leitet, sagte, er sei sehr glücklich über den Deal mit dem Ölmulti, der gerade den Golf von Mexiko nachhaltig verseucht hat. Coe hat das mit der Nachhaltigkeit offenbar falsch verstanden.
Natürlich gibt es auch, wie vor den meisten Olympischen Spielen, Ärger mit den Maskottchen. Man hat sich Wenlock und - für die Paralympics im selben Jahr - Mandeville ausgesucht, zwei futuristische Stahlfiguren, die aus den letzten Tropfen Stahl entstanden sein sollen, die nach dem Bau des Olympiastadions übrig waren. Sie haben ein großes Auge und, wie die Londoner Taxis, orangefarbene Lampen auf dem Kopf. In Much Wenlock in der englischen Grafschaft Shropshire kam Pierre de Coubertin auf die Idee zur Wiederbelebung der Olympischen Spiele, in Stoke Mandeville in Aylesbury fanden 1948 die ersten Paralympics statt.
Der Verkauf der Monster soll 15 Millionen Pfund einbringen. Darüber hinaus sollen sie die englischen Kinder retten, die zu den dicksten der Welt gehören. Schauspieler in Kostümen der beiden Figuren treten in Schulen und bei Jugendveranstaltungen auf, um die Kids zu animieren, dem Fast Food abzuschwören und sich stattdessen zu bewegen.
Der Plan ist schiefgegangen. Die Kostüme sind so unbequem, dass die Schauspieler nur mühsam herumschlurfen und ab und zu einen Arm etwas anheben können. Sie bewegen sich also wie englische Jugendliche. Auch ein Sponsorendeal passt nicht zu dieser Zielsetzung: In acht Tagen, also genau zwei Jahre vor Beginn der Spiele, beginnt McDonalds mit der Rekrutierung von 70.000 Freiwilligen, die zu Helfern hinter den Kulissen ausgebildet werden sollen. Die Anreisekosten müssen sie selbst zahlen, und Geld bekommen sie für ihre Arbeit auch nicht. Die Sponsorenmillionen von McDonalds gehen ans Olympische Komitee.
Da hätte man sicher noch mehr herausholen können. Man hätte den McDonalds-Clown Ronald, die nach dem Weihnachtsmann bekannteste Figur der Welt, zum offiziellen Maskottchen der Olympischen Spiele ernennen können. Er hätte die Clowns im Londoner Organisationskomitee gut repräsentiert.
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