die wahrheit: Der kleine Schweizer Größenwahn
Der herbe Charme der schweizerischen Elite liegt darin, dass sie vor Selbstdemontage, Selbstverblödung und sogar Selbstmord nicht zurückschreckt.
Führend ist dabei die chauvinistische Schweizerische Volkspartei (SVP). Sie hält die Schweiz für die Mutter aller Demokratien und preist sich und das Land als "Demokratie mit menschlichem Antlitz" an.
Wo bei den Geschäftssinnigen aller Länder Menschlichkeit und Herz liegen, wusste bereits Karl Marx: "Des Menschen Herz ist ein wunderlich Ding, namentlich wenn der Mensch sein Herz im Geldbeutel trägt." Christoph von Rotz und weitere 23 SVP-Parlamentarier lancierten eine Petition für die freie Fahrt zahlungskräftiger Bürger im Dauerstau. Begründung: "Wer mehr zahlt, soll dafür einen Mehrwert erhalten."
Deshalb soll auf dreispurigen Autobahnen die linke Spur - landesweit ganze 80 Kilometer - für VIP-Fahrer reserviert werden. Die würden statt der 40 Franken Autobahngebühr pro Jahr 300 zahlen. Zahlungsunwillige Trittbrettfahrer auf der Geldspur sollen mit happigen Bußgeldern abgeschreckt werden. Christoph von Rotz stammt aus dem Kanton Obwalden, wo es etwa 30.000 Einwohner, viele Berge und fast keine Autobahnen gibt, aber ein himmlisches Gespür für den Sinn des Geldes in der Demokratie.
Für die Edeldemokraten der SVP-Elite hat auch die Hölle einen Namen: EU. Das hinderte den SVP-Abgeordneten Dominique Baettig und die Parteiführung nicht an einem weiteren parlamentarischen Vorstoß. Der verlangt ein Gesetz zur erleichterten "Integration grenznaher Regionen als Schweizer Kantone". In die Hölle namens EU will die SVP nicht, aber europäische Höllenbewohner eingemeinden, das würde sie schon. Die Petition ist nicht unbescheiden.
Zur Arrondierung des helvetischen Kernlandes sollen fürs Erste Baden-Württemberg, das Elsass, halb Südtirol, Vorarlberg, Savoyen, der französische Jura und das italienische Aostatal freundlich übernommen werden. Allein Baden-Württemberg hat drei Millionen mehr Einwohner als die Schweiz. Insgesamt würde die Schweiz mehr als doppelt so groß, wenn das imperiale SVP-Projekt verwirklicht würde.
Der größenwahnsinnige SVP-Plan ist die Antwort auf das Vorhaben des gleichgestrickten Häuptlings aller Wüsten – Muammar al-Gaddafi, der die Schweiz unter die Nachbarstaaten aufteilen möchte. Die Eidgenossen forderten Gaddafis Zorn heraus, als sie 2008 einen seiner Söhne in Genf vorübergehend verhaften ließen. Der oberste Libyer kidnappte daraufhin zwei Schweizer Geschäftsleute. Zwei Ministerien in Bern ließen daraufhin Schlachtpläne ausarbeiten, wie man die beiden Geiseln militärisch befreien könnte.
Die beiden involvierten Ministerien verschwiegen ihre Pläne zwar gegenüber der siebenköpfigen Regierung, dafür bekam der libysche Geheimdienst mit, was man in Bern ausheckte. Das Selbstmordkommando wurde danach abgeblasen, die Berner Regierung steht blöd da und sucht das Loch, durch das die Informationen an die Öffentlichkeit gelangten. Gaddafis Hohngelächter war bis Bern zu hören.
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