die wahrheit: Der verhinderte Erfinder
Portrait: Wie Albert Schabronski fast die Computerwelt erschütterte
Heute vor 40 Jahren wurde das Patent der Computermaus auf Douglas C. Engelbart angemeldet. Über eine Milliarde Mäuse sind seither weltweit verkauft worden. Sie fristen, isoliert von ihren Artgenossen, ein einsames Dasein auf den Schreibtischen, um das sie nicht mal von genetisch-frisierten Labormäusen beneidet werden. Die Computermäuse werden ungefragt betatscht, von Fettfingern verschmiert und lieblos von krummen Zeigefingern zerdrückt.
Was aber bisher kaum jemand weiß: Ein findiger Tüftler aus Buxtehude, Albert Schabronski, hatte noch vor den Amerikanern ein mausähnliches Eingabegerät erfunden. Doch eine, wie er es nennt "Verschwörung des Kapitals, der Großkonzerne und der vermaledeiten Tierschützer" verhinderte den Durchbruch seines Geniestreichs.
Heute lebt Schabronksi in bescheidenen Verhältnissen. Das Ein-Zimmer-Apartment in einem heruntergekommenen Stadtteil in Buxtehude teilt sich der 82-Jährige mit seiner toten Mutter. Er denkt noch oft an die alten Zeiten. "1961 hatte ich die Eingebung für eine innovative Eingabemöglichkeit an Heimcomputern. Ich habe dieses Eingabegerät 'Katze' genannt."
Schabronski trainierte seine geliebte Hauskatze Mathilda, mit ihren Katzentatzen Befehle in die Computertastatur zu hacken. Die Vorteile einer Katze lagen für Schabronski auf der Hand. "Die Amerikaner bauten damals grobe Holzklötze mit einem hässlichen Knopf und einem unansehnlichen grauen Kabelsalat am Ende. Völlig unergonomisch. Meine Katze hingegen lag gut in der Hand, sie passte sich ganz natürlich der menschlichen Handform an. Ein echter Handschmeichler!"
Doch tragischerweise war Proto-Katze Mathilda nicht der Ruhm der Öffentlichkeit vergönnt. Sie verstarb, nachdem Schabronski versuchte, ihren Schwanz in eine 220-Volt-Steckdose zu stecken, um die "hoffnungslos veraltete Energiezufuhr durch Futter" zu optimieren. Die optimale Energiezufuhr sollte die größte Herausforderung seines noch jungen Erfinderlebens bleiben. Schabronski trainierte wie verbissen mit weiteren Katzen, um sein innovatives Eingabegerät serienreif zu machen.
Zeitweise lebten zusammen mit Schabronski 429 Katzen und 5 Kater in der bescheidenen Ein-Zimmer-Wohnung. Das rief die Tierschützer auf den Plan. Immer wieder sorgten sie mit Protestaktionen vor Schambronskis Wohnung für Unterbrechungen des Entwicklungsprozesses. "Dieses ganze Herumprotestieren, das hat mich so sauer gemacht! Aus Wut hab ich schon mal die eine oder andere Katze aus dem Fenster auf das Tierschützerpack gefeuert. Dummerweise waren da manchmal fast austrainierte Katzen bei. Das war im Nachhinein natürlich ärgerlich."
Doch es kam der Tag, an dem Schabronski seiner neuen Vorzeigekatze namens Benedetto 5 die letzten Kniffe beigebracht hatte. Am 16. November 1970 griff Schabronski zum Telefonhörer und wählte die Nummer des Stanford Research Instituts, das einen Tag vor der weltweit ersten Patentanmeldung der Computermaus stand.
Schabronski weiß noch jedes einzelne Wort: "Ich rief da ganz aufgebracht an und sagte dem Mann am Telefon: You must stopp se Patent! First look at my pussy!" Doch die Amerikaner wollten ihm nicht zuhören. Enttäuscht wendete sich Schabronski an das deutsche Unternehmen Telefunken, die ebenfalls ein Eingabegerät entwickelten - die sogenannte Rollkugel.
Der damalige Telefunken-Chefingenieur Hugo Ferrari erinnert sich. "Klar waren wir interessiert. Wir standen ja im Wettkampf mit den Amis, da zählte jede Idee. Wir orderten Schabronskis Proto-Kater Benedetto 5. Ein totaler Reinfall!"
Schabronski hatte zu diesem Zeitpunkt endlich eine Lösung für den kostenintensiven Energiebedarf seines Proto-Katers gefunden. Statt mit teurem Whiskas lief Benedetto 5 auf billigem Fusel. Ferrari schüttelt noch heute den Kopf über diese Entscheidung. "Weil der olle Kater den ganzen Tag voll wie eine Haubitze war, litt die Eingabegenauigkeit extrem. Egal was sie Benedetto in die Tastatur eingeben ließen, am Ende kam dabei immer eine ziemliche miese Version von Fitzgeralds ,Der große Gatsby' heraus."
Andere Erfinder wären an so viel Ablehnung zerbrochen, aber nicht Albert Schabronski aus Buxtehude. Er tüftelt schon wieder an einer neuen revolutionären Erfindung. "Ich experimentiere gerade mit Schildkröten als Speichermedium. Schildkröten hingegen haben ja schon sprichwörtlich ein gutes Gedächtnis!"
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