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die wahrheitVerabredung in der Handelsschule

Kolumne
von Eugen Egner

Ursprünglich hatte ich an diesem Vormittag in der Stadt Lebensmittel einkaufen wollen, doch nun war ich, wie mir schien, mit einer Frau in der Handelsschule verabredet ...

.. Ich hätte nicht sagen können, weshalb. Jedenfalls blieb mir nicht mehr viel Zeit, ich musste mich beeilen. Ich lief zum Busbahnhof, doch da hieß es: Der Busbahnhof ist heute woanders. Da, wo er sonst immer zu sein pflegte, waren überraschenderweise gigantische Baumaßnahmen im Gange, die sechs Jahre dauern sollten. Anwohner und Passanten zeigten sich verärgert. Konnte das nicht vorher angekündigt werden, fragte eine Frau. Die Bauarbeiter waren selbst überrascht worden, wie sie daraufhin erklärten. Man hatte sie in der Nacht geweckt und, notdürftig instruiert, zu ihrem neuen Einsatzort gebracht. Inzwischen hatten sie ein enormes Loch ausgehoben. Der Zweck war ihnen nicht bekannt.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die Baumaßnahmen noch nicht auf die Handelsschule übergegriffen, daher konnte ich hoffen, besagte Frau dort anzutreffen. An der Bar war sie nicht, aber man wusste immerhin Bescheid und schickte mich ins oberste Stockwerk, wo sie mich angeblich schon erwartete. Inzwischen bestand sogar eine Sprechfunkverbindung zwischen uns. Sind Sie da, erkundigte ich mich und hörte unter Knistern und Rauschen ihre Erwiderung: "Ja, ich warte."

Als ich mit auf dem speckigen Fußboden quietschenden Schuhsohlen den Flur der obersten Etage entlangeilte, wurde eine Tür geöffnet. Man bat mich ins Klassenzimmer, um den Handelsschülern etwas zu erklären. Mir passte das eigentlich nicht ins Konzept, andererseits mochte ich aber nicht ungefällig sein und entledigte mich rasch der Aufgabe. Nur leicht verspätet setzte ich meinen Weg fort und erreichte endlich den Raum, der die Frau enthielt, mit der ich verabredet war. Die Sprechfunkverbindung riss ab, vielleicht, weil allmählich doch die Baumaßnahmen am früheren Busbahnhof auf die Handelsschule übergriffen. Wir fuhren zu mir nach Hause, da war es ruhiger.

Ich machte die Frau (von der ich nicht wusste, wer sie war und wie sie aussah) mit meinen Eltern bekannt, die in der Küche umhergeisterten. Sie berichteten in groben Zügen, wie sie sich kennen gelernt hatten, auch meine Geburt ward in all ihrer Schaurigkeit kurz umrissen. Leider sah ich mich wieder außerstande, mir die wichtigsten Details einzuprägen. Sämtliche Ausführungen wurden von jeweils ganz unpassenden Hintergrundgeräuschen begleitet bzw. kommentiert: Tischfeuerwerk, Tröten, Pfeifen etc. Auch Klingeln war zu hören, doch kam es von der Wohnungstür. Ich ging nachsehen. Draußen stand ein vor Jahren verstorbener Schulfreund. Besorgt fragte ich ihn: Du weißt doch, dass du tot bist?"

"Ja, ja" antwortete er, "ich will dir nur das hier bringen." Ich war entzückt: "Danke! Das habe ich seit vielen Jahren gesucht!" Die Höflichkeit gebot, dass ich ihn hereinbat, um meinen Eltern und der Frau Guten Tag zu sagen. Doch er lehnte ab: "Keine Zeit. Ich muss zurück." Und ich musste zurück in die Küche.

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2 Kommentare

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  • EL
    Edgar Lösel

    Als Egner-Fan bin ich etwas enttäuscht von diesem Text, der sich wie eine x-beliebige Traumnacherzählung liest. Vielleicht ist sie dies auch. Was fehlt? Wohl die literarische Bandverschleifung, für die Egner zurecht gerühmt wird!

  • Y
    york

    neulich nacht, als ich nach dem neunten oder zehnten bier die kueche betrat, um dem kuehlschrank die zehnte oder elfte flasche zu entnehmen, traf ich eugen egner, der unter dem kuechentisch sass, um auf seinem laptop eine seiner vollendet sinn-, einfalls- und humorlosen

    kolumnen zu verfassen.

     

    weiter kam ich nicht, denn "hey", sagte er, "das koennte glatt von mir sein!", und da musste ich ihm leider recht geben.