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die taz vor neun jahren über die modernisierung der npd – und alte widerstandsrituale gegen rechts

Seit Jahrzehnten bitten Rechtsextremisten in die Passauer Nibelungenhalle. Man hat es dort nach einer Reihe von verlorenen Prozessen schlicht aufgegeben, den Nazis die häßliche Halle zu verwehren. Was die Deutsche Volksunion (DVU) erstritten hat, wollte nun auch die NPD für sich nutzen.

Doch dieses Mal strömten nicht Altnazis in die Donaustadt, sondern stramme Jungnazis und Fascho-Skins, flankiert von den führenden Aktivisten verbotener Organisationen. In der NPD hat sich ein Generationswechsel vollzogen. Aus der unbeweglichen, revisionistischen Partei ist eine Organisation geworden, die besonders in den neuen Bundesländern die Jugend anzieht, die geschickt die soziale mit der nationalen Frage verknüpft. Nationale Stammtische sowie Konzerte und Vertrieb von Nazi-Skin-Musik gehören ebenso dazu wie zentrale Aufmärsche und spektakuläre Einzelaktionen.

Der Aufbau einer „nationalen außerparlamentarischen Opposition“ einschließlich einer eigenen Kultur ist das Ziel der NPD. Im Gegensatz zur DVU und den „Republikanern“ geht es der NPD nicht um möglichst schnelle Wahlerfolge, sondern um den langsamen Aufbau einer Sammlungsbewegung.

Während sich in der NPD ein grundsätzlicher Wandel abzeichnet, bleibt beim Widerstand alles beim alten. Das ist fatal. Dumpfe, gespenstisch anmutende Rhythmen vor dem Demonstrationsauftakt, dann die schwarze Kapuze auf dem Kopf, die schwarze Sonnenbrille auf der Nase und das Genick tief eingezogen – alles Signale, die deutlich machen sollen, daß man unter sich bleiben will.

Tatsächlich geht es um Abgrenzung. So zieht man dann durch Passau und skandiert: „Wir haben euch etwas mitgebracht: Haß, Haß, Haß.“ Haß als Gegenkonzept reicht nicht, um die Faszination, die nationale Parolen und inzwischen auch die NPD als Organisation auf Jugendliche ausüben, zu durchbrechen.

Bernd Siegler in der taz vom 9. 2. 1998

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