die stimme der kritik: Betr.: Überwachung von Österreich
Drei Weiße aus dem Abendland
Sie haben es alle gelesen. Drei Weiße aus dem Abendland sollen untersuchen, ob der Österreicher im Besonderen (Haider) die auf Dauer oder auch nur temporär in der Alpenrepublik lebenden Menschen aus dem Morgenland besonders perfide behandelt; oder ob auch die Österreicher im Allgemeinen Rassisten und Faschisten sind. Auch soll geprüft werden, ob die Demokratie dort „in Gefahr“ ist. Und ob die von den Good Guys in der EU verhängten Sanktionen gegen das von den Bad Guys aus ÖVP und FPÖ regierte Land deshalb weiter aufrechterhalten werden müssen – oder endlich aufgehoben werden können, weil vielleicht doch alles wieder gut ist. Das hat viele Österreicher empört; ganz ohne Grund.
Denn schließlich brannten doch in Linz und in Salzburg die Asylbewerberheime. Und es verbrannte in Innsbruck eine komplette Familie türkischer Abstammung. In Klagenfurt und in Wien wurden die Synagogen von rechtsradikalen Jugendlichen angesteckt. Im Osten (Burgenland) haben rechte Schlägerbanden ganze Landstriche zu „ausländerfreien Zonen“ erklärt.
Und am Wörther See wagt es doch kein „Zigeuner“ und keine „linke Zecke“ mehr, im Freien zu übernachten: Im Stammland vom Jörgl ist doch ruck, zuck die Lippe dick. In Fürstenfeld, Feldbach und Mürzzuschlag wurden Menschen mit anderer Hautfarbe durch die Straßen gehetzt; und wenn sie erwischt wurden, mit Baseballschlägern brutal attackiert. Es gab Tote – und es wird weiter Tote geben. Die Polizei weicht aus Angst vor den neonazistischen Gewalttätern zurück. Und erst am vergangenen Sonntag hieß es in den Agenturmeldungen: „Brandanschlag auf Asylbewerberheim in Graz – drei Kinder verletzt.“
Die drei Weißen aus dem Abendland reisen also – auch mit Billigung der deutschen Bundesregierung – nicht ohne Grund durch Österreich. Braunes Gedankengut unter dem Tirolerhut. Das kann und darf die „Wertegemeinschaft“ (unser Kanzler) Europäische Union nicht hinnehmen. Es ist gut zu wissen, dass Deutschland in diesen schlimmen Tagen heute auf der richtigen Seite steht: fest neben den westlichen Demokratien.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
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