die stimme der kritik: betr.: Menschen, Medienmenschen und Lichtgestalten
Keine Atempause, Geschichte wird gemacht
Was war das doch für eine aufregende Woche! Da wollten wir uns gerade nach dem Klimmt-Rücktritt und den Daum-Tests ein kleines Verschnaufpäuschen gönnen und vielleicht mal an Weihnachten denken – das wir im trauten Kreis der Familie feiern, versteht sich –, da ging es schon wieder Schlag auf Schlag: Beckenbauer, Naumann, Blanco, Nida-Rümelin, Schröder, Fischer, Kohl. Menschen, Medienmenschen, Lichtgestalten überhaupt. Der Beckenbauer, die Sekretärin und das Baby (was macht eigentlich Brigitte Beckenbauer?). Der Blanco und die innere Eingebung („Ich spüre, er ist mein Kind“). Der Fischer und seine arme, junge Frau (Mensch, die will doch auch mal in einen Club!). Der Kanzler und seine Doris (genau, auch die beiden). Der Erkenntniswert solcher Geschichten ist natürlich kein großer: Ja, die haben dieselben Probleme wie wir kleinen Männer, ja, die müssen halt so viel arbeiten, ja, die Konkurrenz unter den Medien ist groß, früher gab es das nicht. Heute aber schon, und da es bis Weihnachten noch hin ist, geht es natürlich weiter mit dem Klatsch. Herr Naumann ist jetzt bekanntlich bei der Zeit, also irgendwie draußen. Doch sein Nachfolger, der smarte Julian Nida-Rümelin, genannt „JNR“, ist auch nicht ohne. Dessen Glamfaktor ist fast so hoch wie Naumanns. Seine Freundin ist die Ex von Michael Schanze, und gewohnt hat der in München doch tatsächlich noch im Haus seiner Mutter! Das kann was geben. Und überhaupt, wie war das noch mal mit Naumann: Ist der verheiratet? Hat er eine Geliebte? War er nicht der Vater von der Frau von Fischer? Oder doch der Onkel? Auch bei Helmut Kohl steht uns noch einiges ins Haus. Tagebücher hin oder her, bei Kohls zu Hause scheint es nicht zum Besten zu stehen. Der Klatschreporter Benjamin von Stuckrad-Barre kündigte jedenfalls gestern auf den „Berliner Seiten“ der FAZ Enthüllungen zu „Kohl und die Frauen“ an. Schade nur, dass der „respektable“ (SZ) Bild-Kolumnist Mainhardt Graf Nayhauß Entwarnung gegeben hat. Nicht Schröder habe er gemeint, als er mit Fischer über dessen Eheprobleme sprach und wie man sie ohne großes öffentliches Trara lösen könne, sondern den Horst Ehmke und seine Maria! Sieht so aus, als ob Doris und Gerhard zusammenbleiben. Bis Weihnachten zumindest. Frohes Fest also.
GERRIT BARTELS
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