die sportskanone:
Infantinos Reich
Die Rhetorik, die Gianni Infantino gewählt hat, klingt in diesen Tagen unangenehm vertraut: „Die Weltmeisterschaften werden also in großartigen Nationen stattfinden, um den Frauenfußball zu boosten“, sagte der Präsident des Weltfußballverbandes Fifa.
Infantino sprach über die Fußball-WMs, die, ohne dass er irgendeine Rücksicht auf Fifa-interne Abstimmungsprozesse nehmen muss, wohl 2031 in den USA und 2035 in den „Home Nations“ des Fußballs, also vor allem England, stattfinden werden.
Was der 55-jährige Schweizer aber in seinem Grußwort zum Kongress des europäischen Verbandes Uefa in Belgrad wegließ, ist, dass vermutlich nicht die USA alleine das Turnier stemmen werden, sondern gemeinsam mit dem Co-Gastgeber Mexiko. Vielleicht hätte jedoch in seinen Ohren die trumpeske Formulierung von den „großartigen Nationen“ nicht mehr so überzeugend geklungen.
Ganz prima in die von Sepp-Blatter-Nachfolger Infantino praktizierte Großmachts-Fifa-Politik gehört die Ankündigung, dass nun auch bei den Frauen von 32 auf 48 WM-Teilnehmerländer erhöht wird.
Zur Politik der aktuellen Fifa gehört auch, dass Infantino seine Hoffnung ausdrückte, bald wieder Russland in der Familie begrüßen zu dürfen. „Es laufen Gespräche über Frieden in der Ukraine“, begründete er dies. Wenn Russlands Auswahlteams wieder an Fifa-Turnieren teilnehmen, dann, so Infantino, „würde bedeuten, dass alles gelöst ist“: Frieden, Fußball, die Machtposition der Fifa.
Martin Krauss
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