die nachricht: Trump stellt Strafzölle auf EU-Autos in Aussicht
Die Eskalationsspirale dreht sich weiter: Die Regierungen der USA, Europas und Chinas bedrohen sich mit Vergeltungsmaßnahmen. Die Börsen reagieren mit fallenden Kursen
Das Neue
US-Präsident Donald Trump hat mit Strafzöllen auf Autos aus der EU gedroht. „Wenn die EU ihre bereits massiven Zölle und Barrieren für dort Handel treibende US-Unternehmen weiter ausweiten will, werden wir einfach eine Steuer auf ihre Autos erheben, die ungehindert in die USA strömen“, twitterte er am Samstag.
Der Kontext
Trump macht Ernst mit seinem Wahlkampfversprechen, Jobs aus dem Ausland in die USA zurückzuholen, indem er Importe verteuert. Seit Langem beklagt Trump das hohe US-Defizit im Außenhandel, das 2017 bei knapp 800 Milliarden Dollar lag. Den Europäern wirft Trump vor, US-Autokonzernen das Leben schwerzumachen. „Sie machen es unmöglich, unsere Autos (und mehr) dort zu verkaufen.“ Die EU habe „brutal“ Handelshürden gegenüber US-Konzernen aufgebaut. Strafabgaben auf europäische Autos würden ganz besonderes die deutschen Hersteller treffen, die mit BMW, Daimler und Volkswagen in den USA eine wichtige Rolle spielen. In einem leicht rückläufigen Gesamtmarkt hatten sie dort im vergangenen Jahr ihre Verkäufe leicht auf 1,35 Millionen Fahrzeuge gesteigert. Damit kamen sie zuletzt auf einen Marktanteil von knapp 8 Prozent. Allerdings bauen die deutschen Autokonzerne auch in den USA selbst Autos.
Die Reaktionen
Nicht nur die EU, auch Kanada, China, Australien, Mexiko und Russland protestierten scharf gegen Trumps geplante Strafzölle. In der US-Wirtschaft formiert sich ebenfalls Widerstand. Der deutsche Automobil-Verband VDA warnte vor einer Zuspitzung des Konflikts, Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries rief Trump zur Mäßigung auf. „Präsident Trump will ein Spiel spielen, das niemand gewinnen kann“, sagte die SPD-Politikerin am Sonntag. Die chinesische Regierung drohte nach der Ankündigung von US-Strafzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte mit Vergeltung. China wolle keinen Handelskrieg, werde aber nicht „tatenlos zusehen, wenn die USA Maßnahmen ergreifen, die chinesischen Interessen schaden“, sagte der Sprecher des ab dem heutigen Montag tagenden Nationalen Volkskongresses, Zhang Yesui. Kritisiert wird Trump für seine Importzoll-Drohungen auch aus der US-Wirtschaft, vor allem aus Branchen, die Stahl- und Aluminium aus dem Ausland verwenden. Dazu gehören Getränkekonzerne, die etwa Dosen-Bier verkaufen, aber auch Autohersteller. Für sie würden Zölle auf Zulieferungen die Kosten steigen lassen. Nach Angaben aus der US-Industrie versuchen diese Kritiker, Trump doch noch zu einem Verzicht auf seine Pläne zu bewegen.
Die Konsequenz
Bislang haben die Konfliktparteien verbal aufgerüstet. An den Börsen sorgte allerdings schon die Furcht vor einem Handelskonflikt für fallende Kurse: Der deutsche Aktienindex DAX war vergangene Woche um 4 Prozent gefallen, zu den Verlieren gehörten Stahlwerte wie ThyssenKrupp und Salzgitter.
(reuters, dpa, hol)
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