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die nachrichtNigerias Präsident bestätigt Entführung von Schülerinnen

Die neue Massenentführung durch Boko Haram zeigt: Nigerias Regierung hat aus Fehlern wenig gelernt. Elternvertreter werfen Verantwortlichen schlechtes Krisenmanagement vor

Das Neue

Nach langem Hin und Her hat die nigerianische Regierung die Entführung von 110 Schülerinnen, den sogenannten #DapchiGirls, eingeräumt. Präsident Muhammadu Buhari ließ in einem Statement verkünden, dass „alles in der Macht Stehende“ getan werde, um die Mädchen zu finden. Er versprach den Eltern auch, die Angreifer zu verhaften und der Justiz zu übergeben. Seitdem besuchten mehrere Politiker Ibrahim Geidam, Gouverneur des Bundesstaates Yobe, und sicherten ihm Unterstützung zu. Geidam hatte am Wochenende betont, aus seiner Sicht sei eine Entscheidung des Militärs für die Entführung verantwortlich. Denn kurz vor dem Überfall waren in der Region stationierte Truppen abgezogen worden. Dabei sei Yobe neben Borno und Adamawa der Bundesstaat, der am stärksten vom Terror betroffen sei, beklagte der Gouverneur.

Der Kontext

In der Nacht zum 20. Februar wurde die staatliche weiterführende Schule für Wissenschaft und Technik von Dapchi im Bundesstaat Yobe überfallen. 906 Schülerinnen besuchen das Internat. Bereits kurz nach dem Überfall durch Anhänger der Terrormiliz Boko Haram sagten mehrere Väter aus, dass einige Mädchen auf einem Lkw abtransportiert worden seien. Offiziell wurde von einer Entführung aber erstmals zwei Tage später gesprochen. Im Nordosten Nigerias sind in den vergangenen Jahren viele Tausend Menschen durch die Islamisten entführt worden.

Die Reaktionen

Im Vergleich zu früheren Entführungen hat die Regierung tatsächlich schneller reagiert. Präsident Muhammadu Buhari schickte zwei Tage nach dem Vorfall drei Minister nach Dapchi und äußerte sich anschließend selbst über den Vorfall. Verärgert über die Regierung sind jedoch die Elternvertreter, nach deren Einschätzung nicht 110, sondern 105 Mädchen verschwunden sind. Sie werfen den Verantwortlichen ein schlechtes Krisenmanagement vor. Dafür verantwortlich ist vor allem der Polizeikommissar von Yobe, Sumonu Abdulmaliki. Er hatte zwei Tage lang behauptet, es habe gar keine Entführung gegeben. Anschließend sprach er von vermissten, aber nicht entführten Schülerinnen. Die Eltern reagierten wütend und hilflos. Auch die Aktivisten von #BringBackOurGirls, die die Massenentführung von Chibok weltweit bekannt gemacht haben, sagen, die Regierung habe nichts aus früheren Fällen gelernt.

Die Konsequenz

In Nigeria weckt der Fall Dapchi Erinnerungen an Chibok, wo im April 2014 276 Mädchen zwischen 16 und 18 Jahren aus dem Internat der weiterführenden Schule entführt wurden. Bis heute fehlt von 112 Schülerinnen jede Spur. Wie auch im aktuellen Fall wurden damals die Opfer entführt, als sie in staatlicher Obhut waren. Damals reagierte die Regierung erst knapp drei Wochen später. Diesmal hat Präsident Buhari jetzt schon erklärt, dass Nigerias Luftwaffe mit Aufklärungsflügen nach den Mädchen sucht. Bisher ist nicht bekannt, ob der Vorfall personelle Konsequenzen haben wird. Katrin Gänsler

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