die nachricht: Schweres Öltankerunglück vor Chinas Küste
Vor Schanghai ist ein iranischer Öltanker mit einem chinesischen Frachter zusammengestoßen und brennt lichterloh. An Bord waren 136.000 Tonnen Rohöl – 32 Seeleute werden vermisst
Das Neue
Am Samstagabend gegen 20 Uhr Ortszeit ist rund 300 Kilometer östlich vor der Küste Schanghais der unter panamaischer Flagge fahrende Öltanker „Sanchi“ mit einem chinesischen Frachtschiff zusammengestoßen. Wenige Sekunden später gab es eine heftige Explosion. Der insgesamt 274 Meter lange Tanker ging komplett in Flammen auf. Von der 32-köpfigen Besatzung des Tankers gibt es kein Lebenszeichen. Die 21 Seeleute auf dem chinesischen Frachter „CF Crystal“ konnten unversehrt gerettet werden. Der Tanker soll nach Angaben der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua rund 136.000 Tonnen Rohöl im Wert von rund 60 Millionen US-Dollar an Bord gehabt haben. Unklar ist, wie viel von dem Öl des Tankers „Sanchi“ ins Meer geflossen ist. Hubschrauberaufnahmen vom frühen Morgen zeigen einen Ölteppich rund um das brennende Unglücksschiff.
Der Kontext
In den Gewässern entlang der chinesischen Küste verlaufen einige der am meisten befahrenen Schifffahrtswege der Welt. Mit China, Japan, Südkorea und Taiwan gehören gleich vier wirtschaftliche Schwergewichte zu den Anrainern des Ostchinesischen Meeres. Südostasien und der Nahe Osten versorgen diese Länder mit Rohstoffen. Die Exportnationen wiederum verschiffen ihre Ware über das Ostchinesische Meer in die ganze Welt. Mehr als die Hälfte des weltweiten Frachtverkehrs verkehrt über diese Gewässer. So war die „Sanchi“ auf dem Weg vom iranischen Ölverladehafen Charg ins südkoreanische Daesan. Die mit 225 Metern etwas kleinere „CF Crystal“ soll rund 64.000 Tonnen Getreide geladen haben. Es war von den USA unterwegs in die südchinesische Provinz Guangdong.
Die Reaktionen
Insgesamt acht chinesische Rettungs- und Bergungsschiffe sind im Einsatz, drei von ihnen sind bereits dabei, das Öl von der Meeresoberfläche abzuschöpfen. Auch Südkorea hat am Sonntagmorgen zur Unterstützung ein Schiff der Küstenwache sowie ein Flugzeug zur Suche nach den Vermissten ins Unglücksgebiet geschickt. Eine Rettungskraft wird in chinesischen Medien mit den Worten zitiert, dass es für sie kaum Überlebenschancen gebe. Das gesamte Schiff brenne. Und selbst wer es rechtzeitig geschafft haben sollte, über Bord zu springen, dürfte kaum überlebt haben. Über die Ursache der Kollision war am Sonntag zunächst nichts bekannt. Das iranische Ölministerium teilte lediglich mit, der Tanker gehöre einem staatlichen Unternehmen. Die Sicherheitsvorkehrungen hätten den höchsten Standards entsprochen. „Die Ursache der Kollision wird weiter ermittelt“, teilte das chinesische Außenministerium in Peking mit.
Die Konsequenz
Außer der Umweltverschmutzung sicherlich keine. Dafür ist dieser Seeweg zu wichtig. 2007 kam es vor der südkoreanischen Küste zum bis dahin schlimmsten Tankerunglück in der Region. Über 10.000 Tonnen Öl flossen damals ins Meer. Seitdem hat sich der Schifffahrtsverkehr in dem Gewässer mehr als vervierfacht. Sicherheitstechnisch ist seitdem nicht viel passiert. Felix Lee
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