piwik no script img

die kinderfrageWarum können wir so viel, so breit und so weit sehen, obwohl unsere Pupillen so klein sind?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Hans-Rémi, 6 Jahre alt.

Um zu verstehen, warum Menschen so viel sehen können, müssen wir erst einmal verstehen, wie das Sehen überhaupt funktioniert. Das ist nämlich gar nicht mal so einfach.

Das Wichtigste, um sehen zu können, ist das Licht. Die Sonne, aber auch Lampen strahlen ganz viele kleine Lichtteilchen aus. Die nennt man auch Photonen. Photonen bewegen sich super schnell durch unsere Umgebung – genauer gesagt mit 300.000 Kilometern pro Sekunde. Um einmal die gesamte Erde zu umrunden, braucht ein Photon weniger als eine Sekunde.

Weil es so viele Photonen gibt und sie sich so schnell bewegen, treffen sie auch ständig auf unsere Augen – besser gesagt in unsere Pupillen. Die Pupille kannst du dir wie ein kleines Loch in der Mitte des Auges vorstellen. Sie ist dafür da, das Licht – also die Photonen – in unser Auge zu lassen. Hinter der Pupille befindet sich die Netzhaut. Sie verarbeitet das aufgenommene Licht und sendet ein Signal an unser Gehirn. Das Gehirn setzt dann alles zusammen und macht ein Bild daraus. Das ist das, was wir sehen.

Ich habe mit dem Augenarzt Dieter Friedburg vom Bundesverband der Augenärzte gesprochen, er erklärt das so: Stell dir vor, es gäbe ein Fußballfeld, auf dem ganz viele Kinder spielen. Jedes Kind schießt ständig Bälle, die aus Licht bestehen. Das Tor bildet die Pupille. Die Kinder schießen aus allen möglichen Richtungen auf das Tor und jeder Ball bildet ein kleines Stück von dem ab, was wir sehen.

Im Netz des Tores, also der Netzhaut, treffen die Bälle aufeinander. Auf der Netzhaut sammeln sich demnach die vielen verschiedenen Bildteile. So entsteht ein großes Bild – und dieses Bild zeigt alles, was wir sehen können.

Solange es hell ist, gibt es unendlich viele Photonen. Sie werden die ganze Zeit in die Pupille geschossen. Weil die Kinder mit den Bällen aus allen möglichen Richtungen schießen, können wir ein so breites Bild sehen. Die Photonen treffen von allen Seiten in die Pupille. So sehen wir nicht nur, was direkt vor uns ist, sondern auch Teile von dem, was rechts, links, über und unter unserer Pupille ist. „Das passiert automatisch und die ganze Zeit“, sagt Dieter Friedburg.

Im Dunkeln sehen wir jedoch wenig bis nichts, denn wo kein Licht ist, gibt es auch keine Photonen. Erst durch das Licht können wir sehen. Regina Roßbach

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen