: die fachpresse
„So viel Entsetzliches!“
Es ist aus! Gestern Abend erklärte FDP-Rebell Jürgen W. Möllemann von Gran Canaria aus seinen Rücktritt. [...] Gründet Möllemann jetzt eine neue Partei?
Bild vom 21. Oktober 2002
Eine weiße Villa, umgeben von Felsen, Feldern, dem Meer. Gran Canaria – seit Tagen urlaubt dort FDP-NRW-Chef Möllemann, erholt sich bei 26 Grad von seiner Herzkrankheit. [...] Der Rücktritt Möllemanns – diese Konsequenz hatten viele erhofft, aber nicht so schnell erwartet.
Kölner Express vom 21. Oktober 2002
Für den Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle ist die ganze Angelegenheit ein Geschenk des Himmels. Möllemann kann die Vorwürfe nicht aus der Welt räumen – und ist, diesmal wohl endgültig, politisch erledigt.
Handelsblatt vom 21. Oktober 2002
„Ich habe einen Traum“, hat er vor gut zwei Jahren dem Parteitag zugerufen. Und der ganze Parteitag hat den Traum mit geträumt von der starken, der 18-prozentigen Volkspartei FDP.
Tagesspiegel vom 21. Oktober 2002
FDP-Schatzmeister Günter Rexrodt hat mit „Entsetzen und großer Betroffenheit“ feststellen müssen, dass der nordrhein-westfälische FDP-Vorsitzende Jürgen Möllemann mit einem Sonderkonto für sein umstrittenes Israel-kritisches Wahlkampf-Flugblatt wahrscheinlich das Parteiengesetz verletzt hat. Mit Friedrich Nietzsche ließe sich ausrufen: „Im Menschen ist so viel Entsetzliches!
Frankfurter Rundschau vom 19. Oktober 2002
Im Pop-Geschäft nennt man es „das Madonna-Prinzip“: Ein in die Jahre gekommener Star produziert Skandal auf Skandal. Das ruiniert zwar den Ruf, hält aber den Plattenverkauf in komfortabler Höhe. Die Politik kennt Möllemann als Meister dieser Methode. Längst von gestern, trotzdem immer in den Schlagzeilen – das schafft der Mann nur mit einer hohen Dosis Blödsinn.
Greenpeace-Magazin 2/97
Das habe er nicht nötig, antwortete Jürgen W. Möllemann auf die Frage, ob er sich für das Amt des Bundesgesundheitsministers bewerben wolle.
Deutsches Ärzteblatt vom 15. Juli 2002
Jetzt geht’s ans Eingemachte. Schlingensief ist wütend. Da fallen schon mal Sprüche wie „Tötet Möllemann“ oder „Geht nach Hause, holt die Knarre und rechnet mit dem FDP-Parteitag ab“. Er sei „innerlich beschmutzt“, so Schlingensief, der unter anderem auch plante, auf der Bühne ein Huhn zu schlachten, um Möllemann mit einem Voodo-Zauber unschädlich zu machen.
Spex vom Juni 2002
Wann immer Möllemann zurücktritt – und das kommt häufiger vor – trägt ein Heer bösartiger Intriganten die Schuld. [...] Jetzt haben es die boshaften Parteifeinde gar auf seine Gesundheit abgesehen und trachten dem tapferen Wahlkämpfer nach dem Leben. Möllemanns Rücktrittserklärung ist das Testament eines Psychopathen.
Märkische Allgemeine, 21. 10. 2002
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