die anderen:
Die französische Le Monde widmet sich der Zukunft des japanischen Regierungschefs: Popularität ist der einzige Trumpf, über den Junichiro Koizumi verfügt. Ein Ministerpräsident hat in Japan traditionell keine große Macht – es sei denn, es handelt sich um starke Persönlichkeiten, die wie Kakuei Tanaka in den Siebzigerjahren ihre Partei im Griff haben. Die von der Regierung jetzt empfohlenen Reformen werden das Land wohl von der Deflation in die simple und pure Rezession führen. Die Beliebtheit des Regierungschefs droht damit wie ein Soufflé in sich zusammenzufallen.
Über die Öffnung der Kommunistischen Partei Chinas schreibt die niederländische Volkskrant: Die alten Linken in der Partei werden es als Gräuel empfinden, aber die offizielle Zulassung von Kapitalisten – gut hunderttausend Geschäftsleute waren offiziell schon Parteimitglieder – ist eine logische Folge der Transformation der KP. Die Umarmung der Marktwirtschaft wird durch den Beitritt zur Welthandelsorganisation noch inniger werden und die Position der Kapitalisten weiter verstärken. [. . .] Die Partei der Arbeiter und Bauern – die in der Volksrepublik nichts zu sagen haben – ist nach der Lehre von Parteichef Jiang zur Partei der „fortschrittlichsten Kräfte in Produktion und Kultur“ und des Volkes geworden – also eine Partei der Reichen, der Manager, der Menschen in freien Berufen und der Intellektuellen.
In Palästina gebe es eine Führungskrise, meint der liberale österreichische Standard: Die Palästinenser könnten einiges erreichen, würden die radikalen Gruppen unter ihnen sofort die Anschläge stoppen: Die Blockade ihrer Städte würde aufgehoben, Israels Regierung müsste Zusagen über das Ende des Siedlungsbaus einlösen. Wahrscheinlich brächte ein Einlenken der Palästinenser sogar die Widersprüche im Scharon-Kabinett zwischen Rechtsgerichteten und Anhängern eines Verständigungsfriedens zum offenen Streit. So gesehen ist Jassir Arafat mittlerweile in einer „winner“-Position. Dennoch bomben die Mitglieder von Hamas und Dschihad weiter. [. . .] Israel und die Palästinenser gehen weiter im Kreis: Arafat kann die verschiedenen Palästinenserfraktionen nicht steuern, und Israels Regierung liefert den Extremisten immer wieder neue Anlässe zu Racheakten, indem sie mutmaßliche Anführer liquidieren lässt. Die Führungskrise in Gaza sollte die Nahost-gesandten der USA und der Europäer umdenken lassen – sie werden neue palästinensische Verhandler neben Arafat finden müssen.
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