die anderen:
Nach den Terrorangriffen auf die USA fordert die New York Times militärisches Vorgehen und kritisiert den US-Geheimdienst: Auf der Basis unvollständiger Information zurückzuschlagen ist falsch, aber im Terrorkrieg ist es gefährlich, auf den absoluten Beweis zu warten. Sobald wir die Standorte unseres Angreifers leidlich ermittelt haben, müssen wir sie zerstören – indem wir das Risiko des Kollateralschadens minimieren, aber akzeptieren – und offen oder verdeckt die Unterstützerländer des Terrors destabilisieren. [...] Gouverneur und Bürgermeister von New York taten ihre Pflicht, als sie auf ihren Posten blieben und ihre New Yorker Mitbürger live im Fernsehen beruhigten – sie erinnerten an Georg VI. während der deutschen Angriffe auf London. Aber der Geheimdienst bemächtigte sich Präsident Bushs, der in Florida war, und hetzten ihn heimlich durchs Land. Doch selbst in den ersten entsetzten Momenten dachte niemand, es handele sich um einen Atomangriff einer feindlichen Macht. Bush hätte darauf bestehen müssen, dass er sofort nach Washington zurückkehrt, um dort von einem gesicherten Ort aus auf Live-Sendung zu gehen. [...] Amerika ist im Krieg, und diesmal ist unser Land eines der Schlachtfelder. Der nächste Angriff wird wahrscheinlich nicht mit einem entführten Flugzeug durchgeführt, wogegen wir uns jetzt verspätet schützen werden. Viel eher wird es eine von Terroristen gekaufte Atomrakete sein oder ein Fass mit tödlichen Viren, das in die Trinkwasserreserve einer Stadt gekippt wird. Was die dringendste Frage hervorruft: Was machen wir, um unseren Himmel zu schützen, angeborene Immunität und multifunktionale Impfstoffe zu entwickeln und den Krieg ins Lager des Feindes zu tragen?
Die Jerusalem Post meint, dass die Konzepte von Gut und Böse neu erlernt werden müssen: Manche Amerikaner wie auch manche Israelis könnten versucht sein, darüber nachzudenken, was sie falsch gemacht haben, was sie getan haben, um Leute zu veranlassen, so viele andere mit in den Tod zu reißen. Die Antwort ist, dass Amerika angegriffen wurde nicht für das, was es falsch gemacht hat, sondern für das, was es richtig gemacht hat – dafür, dass es die Hoffnung der ganzen Welt ist. Konzepte wie Gut und Böse waren lange nicht in Mode, aber wir müssen erneut lernen, in diesen Kategorien zu denken.
Die Jordan Times aus Amman schreibt dagegen: Im Nahen Osten hat die US-Politik gegenüber dem Irak und die parteiische Haltung im Palästina-Israel-Konflikt die anti-amerikanischen Gefühle selbst in gemäßigten Kreisen der arabischen Welt befeuert. Sogar langjährige und loyale Alliierte wie etwa Saudi-Arabien empfinden es als extrem schwierig, weiterhin mit Herzlichkeit auf Washington zuzugehen. US-Politiker sollten darüber nachdenken, ob sie die einzige Supermacht der Welt so gesteuert haben, dass sie im Zeichen der Gerechtigkeit und der internationalen Legitimität herrscht – oder aber ob kurzfristigen Interessen, kurzsichtigen Überlegungen und der Macht der Arroganz nachgegeben wurde.
Der Deutschlandkorrespondent der ägyptischen Al-Wafed kommentiert: Unter den Arabern und Muslimen verbreitet sich die Vermutung, dass viele im Westen einfach versuchen, einen Schuldigen zu finden. Und die Araber und Muslime sind diejenigen, die am leichtesten zu finden sind ... Bei aller Traurigkeit und Betroffenheit, die alle, auch Araber und Muslime, fühlen, sollte man jedoch nicht in die Falle des Rassismus und der Vorverurteilungen gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe und Religion tappen.
Die Granma International aus Havanna meint: Der Außenminister Felipe Pérez Roque erklärte der Presse, es sei die „historische Position Kubas, jede Art von Terrorismus entschieden zu verurteilen und zurückzuweisen, egal wo er herkomme und gegen wen er sich richte“.
El Espectador aus Bogotá schreibt: Was heute unser befreundetes Land heimgesucht hat, kann auch für Kolumbien Anlass zum Nachdenken sein: Ist es das, was die kolumbianischen Guerilleros meinen, wenn sie davon reden, „den Krieg in die Städte zu tragen“?
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