die anderen:
Die französische Tageszeitung Le Monde kommentiert die Katastrophe im Gotthard-Tunnel: In der Diskussion über die Sicherheit des Güterverkehrs in Europa wird schon seit langem die Schiene favorisiert. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. [. . .] Auf der Schiene werden nicht mehr als 8 Prozent der europäischen Frachttransporte abgewickelt. Das ist kein unabwendbares Schicksal, selbst im liberalen Autoland USA liegt der Anteil bei 40 Prozent. [. . .] Für einen Kurswechsel hat Brüssel ein ganzes Bündel von Maßnahmen vorgeschlagen, die technische Harmonisierung, den beschleunigten Bau eines speziellen Frachtnetzes.
Die russische Tageszeitung Rossijskaja Gaseta meint zu dem bevorstehenden Treffen des Weltwirtschaftsforums von Davos in Moskau: Angeblich sollen bis zu 25.000 Globalisierungsgegner nach Moskau kommen, dieselben, die einst Prag zerlegt haben. Die Unruhestifter aus dem Ausland [. . .] kommen mit Touristenvisa und wollen die Sitzung der Wirtschaftselite stören. Doch die (russische) Polizei hat so wenig Angst vor ihnen, dass sie noch nicht einmal in erhöhter Bereitschaft ist.
Die Mitteldeutsche Zeitung schreibt über die Fusion der Strombörsen: Beide Börsen haben zäh um ihren Erfolg gerungen. Doch für zwei war der Markt zu klein. Keine der beiden konnte hoffen, in naher Zeit die Schwelle der Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Der Unmut der Händler und Energiekonzerne, sich an zwei Orten tummeln zu müssen, wuchs. Der Weg zur Fusion war dadurch vorgezeichnet. Dass Leipzig nun den Zuschlag als gemeinsamer Standort erhielt, kann gar nicht hoch genug gewertet werden. Denn damit wird die Stadt zu einer wichtigen Drehscheibe der Wirtschaft in Europa.
Das Neue Deutschland kommentiert die anstehenden Lohnrunden: Kurz vor den bevorstehenden Tarifrunden ist die Stimmung an der Basis kämpferischer, als es den Unternehmen lieb ist. Nicht noch einmal wollen die Kollegen in den Betrieben in einem Arbeitsbündnis in Vorleistung gehen – auf die Gegenleistung dann aber vergeblich warten. Sinkende Reallöhne und steigende Unternehmergewinne haben manchem Lohnabhängigen die Kampfesbrust anschwellen lassen. Fürs Erste ist der Pfiff des Kanzlers aber wirkungslos geblieben: Statt sich dem Rezessionsgeflüster zu beugen, sind die Gewerkschaften stur geblieben. Dafür gebührt ihnen Respekt – auf Probe. Ob die Arbeitnehmerfunktionäre wirklich Ernst machen, wird sich jedoch erst in den Tarifkämpfen ab Dezember zeigen.
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