die anderen:
Den Stand der US-Militäraktion in Afghanistan kommentiert „Le Monde“ in Paris: „Washington kennt natürlich die Risiken eines Krieges in Afghanistan. Zu Beginn der vierten Woche der Intervention scheint die Situation Besorgnis erregend. Die aus militärischer Sicht wenig effizienten Luftangriffe bilden ein politisches Handicap. Die Bilder spielen ihre Macht voll aus. Sie schüren die Zweifel im Westen, in Zentralasien und in den arabischen Ländern und heizen die öffentliche Meinung an. Der Einsatz von Bodentruppen scheint immer notwendiger. Aber 14 Tage vor dem Fastenmonat Ramadan und wenige Wochen vor dem Wintereinbruch kann niemand die Folgen abschätzen.“
„Libération“, ebenfalls in Paris, hält dagegen: „Es ist klar, dass die Bombenangriffe mit ihren blutigen Konsequenzen nicht mehr lange fortgesetzt werden können. Zunächst, weil diese Art der Angriffe am Boden nur eine zweifelhafte Wirkung erzielt: Soweit man weiß, geht es Mullah Omar gut, Bin Laden geht es ebenfalls alles andere als schlecht, und das gilt auch für ihre Truppen. Aber noch ein weiterer Grund dürfte Washington dazu bringen, seine Strategie zu überdenken: Die kontraproduktiven Luftangriffe drohen die zerbrechliche Anti-Terror-Koalition zu sprengen. Dabei heißt das schwächste Glied in der Kette, ohne das das gesamte Vorhaben gefährdet ist, Pakistan.“
Der Londoner „The Guardian“ schreibt dazu: „Das Problem dieses Krieges ist nicht, dass es uns an Entschlossenheit fehlt und wir uns nur alle zusammenreißen müssen. Es besteht vielmehr darin, dass die Kriegsziele in den vergangenen drei Wochen immer unklarer geworden sind. Blair könnte allen Seiten einen Gefallen tun, wenn er seine Rede dazu nutzt, diese Unsicherheit zu beenden. Wenn das nicht geschieht, dann könnte sich die öffentliche Meinung in eine ganz andere Richtung entwickeln, als ihm lieb ist.“
In Moskau beschäftigt sich die „Iswestija“ mit der Unterstützung der Taliban durch pakistanische Islamisten: „Das ist Bruderhilfe. Pakistanische Islamisten überqueren die Grenze, um die Taliban vor Amerika zu schützen. Tausende Kämpfer strömen mit Maschinenpistolen, Granatwerfern und Gewehren aus den pakistanischen Grenzgebieten nach Afghanistan. Die Machthaber in Islamabad wollen keinen Konflikt provozieren. Der pakistanische Militärherrscher Pervez Muscharraf hat ohnehin genügend Probleme. Im Grunde ist es für ihn sogar besser, wenn die hitzigsten pakistanischen Islamisten nach Afghanistan gehen und ihren Glaubenskrieg dort abhalten. Daheim sind sie gefährlicher.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen