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die anderen zum urteil des internationalen gerichtshofs zu srebrenica

Die britische Zeitung The Times kommentiert: Das Urteil ist ein seit langem erwartetes Eingeständnis der eingeschränkten Autorität eines jeglichen internationalen Gerichts – mit einem indirekten Angebot für einen Kuhhandel. Serbien wird von der Anklage des Völkermords freigesprochen und soll im Gegenzug endlich den Willen aufbringen, die Hardliner Ratko Mladić und Radovan Karadžić auszuliefern. Mit etwas Glück und Geduld könnte es dann wenigstens eine Art Gerechtigkeit geben. Die Geschichte zeigt, dass die Verfolgung von einzelnen Kriegsverbrechern oft gute Chancen auf Erfolg hat, die Anklage von Staaten dagegen weniger.

Die Neue Zürcher Zeitung meint dagegen: Das Massaker von Srebrenica wird zwar explizit als Völkermord bewertet, was Belgrad bis heute in Abrede stellt. Auch wird die damalige serbische Führung dafür zumindest mitverantwortlich gemacht. Belgrads Behauptung aber, in keiner Weise in die Ereignisse von Srebrenica verwickelt gewesen zu sein, ist damit endgültig unhaltbar. Das höchste UNO-Gericht hat jedoch die Frage der Kriegsschuld offen gelassen und den serbischen Staat nicht pauschal für die von Serben in Bosnien begangenen Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht. Schuldig sind einzelne Personen, und diese gilt es weiterhin strafrechtlich zu verfolgen.

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