der siemens-konzern ist ein opfer seines schlechten managements: Selbstzerstörung von oben
Komplizierte Systeme zerstören sich selbst, lehrt die Chaostheorie. Ein Beispiel dafür liefert derzeit der Siemens-Konzern. Denn nicht die globale Wirtschaft zersetzt das Unternehmen, sondern die Manager des Konzerns. Sie sind offensichtlich überfordert und kommen seit Jahren ihrer wichtigsten Aufgabe nicht nach: den Konzern zu führen, Innovationen zu befördern, marktfähige Produkte herzustellen und sie gewinnbringend zu verkaufen.
Bestes Beispiel sind Siemens-Handys, die einfach zu schlecht sind und noch jeden Kunden zur Verzweiflung getrieben haben. Als die Manager sich nicht mehr zu helfen wussten, haben sie die Sparte abgestoßen. Das Ergebnis ist bekannt: Die Mitarbeiter von BenQ sind verkauft, der Laden wohl pleite und Siemens um mindestens eine Milliarde Euro leichter, wie von Controllern zu erfahren ist. 400 Millionen Euro wollen nun die EU-Kartellwächter von Siemens haben, da sich die Manager mit ihren Kollegen aus Japan und Frankreich über die Preise von gasisolierten Schaltanlagen abgesprochen haben. Und mindestens eine halbe Milliarde Euro sind dem Konzern verloren gegangen, weil Siemens-Manager weltweit Politiker und Beamte korrumpiert haben.
Bestechung ist jedoch nicht nur kriminell und unethisch. Sie zeugt auch von der unglaublichen Fantasielosigkeit des Managements: Wer das seit 160 Jahren bewährte Qualitätslabel „Siemens“ im Ausland nicht ohne Bakschisch verkaufen kann, der hat schlicht den falschen Job.
Nachdem sie die Mitarbeiter jahrelang mit der Globalisierungskeule verängstigt haben, verunsichern die Manager die Arbeitnehmer nun, indem sie zeigen, was sie sind: nicht vertrauenswürdig. Unsichere und furchtsame Mitarbeiter arbeiten aber nicht gut, denn sie denken an ihren Arbeitsplatz. Ohne Vertrauen sind Menschen nicht kreativ und nicht produktiv.
Wenn sich diese Erkenntnis erst an der Börse durchsetzt, wird der Weltkonzern zum Fressen freigegeben. Und gegen die dann kommenden Raider der Investmentgesellschaften hilft kein Bakschisch. ULRIKE FOKKEN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen