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der nitrofen des tagesStaatsanwaltschaft hofft auf Sicherheit in 14 Tagen

Bauernpoet Wolfgang Jaeger

Es ist nicht bekannt, ob es einen poetischen Wettstreit in der Bauernschaft gibt. Bekannt ist dagegen, wer ihn gewinnen würde: Wolfgang Jaeger, Landwirt aus Mecklenburg-Vorpommern und Hauptgeschäftsführer des dortigen Bauernverbandes. Sehr schön ist zum Beispiel: „Wo produziert wird, können Fehler vorkommen.“ Unerreichbar erscheint: „Wir sind nicht daran interessiert, den Verbraucher zu vergiften. Wir wollen den Verbraucher gesund ernähren, um ihn länger als Verbraucher zu erhalten.“

Wer ein Vergiftungsinteresse hatte, ermittelt die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg. „Die sachverständigen Untersuchungen haben bestätigt, dass die Halle in Malchin offenbar einziger Ausgangspunkt der Verseuchung ist“, sagte Oberstaatsanwalt Andreas Lins der taz. Lins hofft, in 14 Tagen Sicherheit zu haben. Auch darüber, ob gegen die Chefs des Hallennutzers NSP Anklage erhoben wird. Ausschlaggebend ist, welche Kenntnis von der Geschichte der Halle sie hatten oder hätten haben müssen.

War es nun „fahrlässig“ oder „vorsätzlich“ oder „Gefährdung der Menschen“? Je nachdem bedeutet das Geldstrafe oder bis zu 5 Jahre Haft. Bei seinen Ermittlungen ist Lins auf eine interessante Gesetzeslücke gestoßen: „Betriebsstätten, in denen Getreide gelagert wird, müssen nur angezeigt, nicht aber vorher geprüft werden.“ So gesehen könnte die NSP davonkommen. Allerdings nutzt Lins den für ermittelnde Juristen typischen Zusatz „offenbar“. Möglich, dass EU-Regeln ein anderes Verfahren vorschreiben.

In Mecklenburg wurden gestern weitere 39 Höfe entsperrt. Noch gesperrt sind 233 Betriebe. Und Agrarminister Till Backhaus (SPD) versuchte es noch einmal: „Die Verantwortung für den Skandal liegt bei der Futtermittelindustrie. Deshalb erwarte ich von ihr eine Kostenübernahme.“ Mal sehen, was das bringt: Am Mittwoch hatte die Futtermittelwirtschaft nach einem Treffen mit Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) genau dies abgelehnt. Worauf diese einen Streit innerhalb der konventionellen Landwirtschaft ausmachte. Bauernpoet Jaeger formuliert das so: „Die Betriebe, die Futter kaufen müssen, sind genauso schlimm dran wie die Verbraucher.“

NICK REIMER

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