daumenkino: Passt!
Glatter Pott
Zum Auftakt gibt’s dick belegte Geflügelwurstbrote in Großaufnahme – wieder einmal führt uns die Regionalisierung der neudeutschen Komödie in den Ruhrpott. Hier bei den Kumpels lassen sich lebensnahe und wichtige Erfahrungen sammeln. Damit der Chef nicht über die Kästen stolpert, wird das Bier in der Betonmischmaschine in Sicherheit gebracht. Im Fall eines Baufehlers manipuliert der ruhrpöttische Arbeiter mal ganz gewievt das Metermaß. Vor lauter kumpeliger Schläue bekommt der schnöselige Architekturstudent Philipp den Mund vor Staunen gar nicht mehr zu. Eine besonders bodenständige education sentimentale muss der Kerl durchlaufen, bis er endlich in den Armen der Tochter des Oberpoliers liegen darf. Der Titel „Was nicht passt, wird passend gemacht“ betrifft nicht nur bauliche Maßnahmen, sondern auch den jugendlichen Helden im allzu cleanen Blaumann. Jeder Zementfleck scheint sorgfältig drapiert, wie überhaupt alles in diesem Film: die spezielle Präpositionssetzung des Ruhrpott-Dialekts, das zu kleine Käppi auf Willi Thomczyks zu großem Kopf oder der brav ausgestreckte Muskelbauch von Ralf Richter. Regissseur Peter Thorwarth poliert den Pott derart glatt, dass er nur noch als kalauernde Kulisse fungiert. ANKE LEWEKE
„Was nicht passt, wird passend gemacht“. Regie: Peter Thorwarth, mit Willi Thomczyk u. v. a. D 2001, 97 Min.
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