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das wird„Es wird ein Museum des globalen Handels“

Der 2022 berufene Chef über das künftige Hamburger Hafenmuseum

Interview Petra Schellen

taz: Herr Staubermann, 2015 hat der Bund 120 Millionen Euro für ein Deutsches Hafenmuseum in Hamburg bewilligt. Wann wird es eröffnet?

Klaus Bernhard Staubermann: Mein Plan ist derzeit, den Neubau auf dem Kleinen Grasbrook Ende der Dekade zu eröffnen. Aber nageln Sie mich nicht auf den 31.12.2029 fest. Der Architektenwettbewerb ist aktuell für 2024 angedacht.

Gibt es keinen Termin, an dem Geld verfällt?

Solche Termine gibt es, aber momentan liegen wir gut im Plan. Wir müssen allerdings auch die Inflation und die Baukostensteigerungen mitdenken.

Inwiefern wird das Museum einzigartig?

In erster Linie wird es ein Museum des globalen Handels. Das umfasst auch Themen wie Migration, Kolonialisierung und Dekolonialisierung. Zudem wollen wir moderne digitale Vermittlungsformate anbieten. Wenn wir eröffnen, sollte das Museum maximal barrierefrei sein, dazu klimaneutral – aber auch für Hitzesommer kühle Orte anbieten.

Wie werden Sie den Klimawandel thematisieren?

Wir wollen zu diesem Thema informieren, ohne zu belehren. Unser kuratorisches Team, darunter ein Umwelthistoriker und eine Sozialanthropologin, will die BesucherInnen befähigen, eigene Schlüsse zu ziehen.

Werden Sie Debatten über Elbvertiefung und Kreuzfahrttourismus initiieren?

Klaus Bernhard Staubermann

56, Philosoph und Astronom, ist Gründungsdirektor des Deutschen Hafenmuseums in Hamburg.

Ja. Wir wollen das etwa im Zuge von Diskussionsveranstaltungen tun. Auch zu weiteren ökologischen Themen müssen und werden wir uns positionieren.

Wie gehen Sie mit dem Thema Kolonialismus um?

Wir werden multiperspektivisch arbeiten. Kolonialismus wird sich, wie Ökologie und Technik, als Narrativ durch alle Ausstellungsbereiche ziehen. Die Geschichte des Salpeterhandels mit Chile etwa können wir nicht nur aus Perspektive Hamburger oder europäischer Reeder und Kaufleute erzählen. Es müssen auch diejenigen zu Wort kommen, die ausgebeutet wurden. Die Präsentation werden wir mit DekolonisierungsexpertInnen und KulturaktivistInnen auch aus Chile erarbeiten, vielleicht auch mit RepräsentantInnen der Regierung.

Zeigen Sie auch, wie stark Hamburger Kaufleute bis heute vom Kolonialismus profitieren?

Natürlich. Daran führt kein Weg vorbei. So wenig wie an den Themen „Auswanderung“ und „Zwangsarbeit im Hafen“ während der NS-Zeit.

All das wird bereits in anderen Hamburger Museen und Gedenkstätten erzählt.

Ein Deutsches Hafenmuseum muss dies adressieren, um glaubhaft zu sein. Natürlich arbeiten wir eng mit den anderen Häusern zusammen, um Doppelungen zu vermeiden. Und wir werden auf die Institutionen verweisen, die diese Themen vertiefen.

Vortrag und Gespräch 13. 12., 19 Uhr, Kampnagel.

Sie haben Museen einmal emotionale Orte genannt. Wie verträgt sich das mit Ihrem Anspruch, Wissen zu vermitteln?

Das lässt sich gut vereinbaren. Was wir nicht wollen: vom Abstrakten aufs Einzelschicksal herunterbrechen. Stattdessen nehmen wir die BesucherInnen an der Hand und führen sie an Schicksale und Berufe heran. An Menschen, die im Hafen arbeiten, aber auch an Menschen, die Reedereigeschäfte betreiben.

Aber das individuelle Schicksal offenbart eine Struktur. Wenn der Matrose keine Heuer erhält, reicht es nicht, sich über den Einzelfall zu empören.

Nein, und dabei bleiben wir nicht stehen. Vom Einzelschicksal ausgehend, wollen wir auf übergreifende Themen hinführen.

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