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das wird„Jede Vergabe von Raum nimmt anderen Raum“

Queer_feministische Kunst war schon immer da – blieb aber lange unsichtbar. Ein Symposium in Kiel soll das reflektieren und ändern

Interview Emily Kietsch

taz: Mona Behfeld, was steckt hinter dem Namen: „Sichtbar – machen – werden – sein“?

Mona Behfeld: Es geht darum, Sichtbarkeit für queer_feministische Kunst und Design herzustellen, mit Vorträgen, Filmscreenings, Performances und Workshops. Die Perspektive, dass es mehr gibt als nur männlich und weiblich, braucht Raum und Platz in der Kunst. Es stellt sich immer die Frage, wem man diesen Platz gibt. Das hat etwas mit Macht zu tun.

Wem gibt die Muthesius-Kunsthochschule bei dem Symposium diesen Raum?

Wir wollen vielfältige Stimmen hören. Wir als Konzipierende der Veranstaltung verstehen unsere Rolle nicht so, dass wir diejenigen sind, die Antworten geben, sondern wir bieten Raum für Ex­per­t*in­nen der queeren Kunst und des queeren Designs. Außerdem spielt der tatsächliche Raum eine Rolle: Das Symposium findet nicht versteckt im Hörsaal statt, sondern in einer Galerie, mitten im Zentrum von Kiel. So werden wir sichtbar. Bei der ganzen Veranstaltung geht es aber auch um die Ambivalenz, dass jedes Sichtbarwerden auch ein Reproduzieren von Unsichtbarkeiten ist. Jede Vergabe von Raum nimmt anderen Raum.

Wie meinen Sie das?

Foto: Anna Clarks

Mona Behfeld

30, Kommunikationsdesignerin, Doktorandin an der Muthesius-Kunsthochschule, hat die Veranstaltung mitkonzipiert.

Es gibt diese Metapher mit den zwei Seiten der Münze: Ich kann meine Aufmerksamkeit nur auf eine Seite der Münze richten und bin nicht in der Lage, die Münze in ihrer Gesamtheit zu sehen. Für die Kunst und das Design bedeutet das, dass es um die Inszenierung von Aufmerksamkeit geht. Wir alle sind in manchen Bereichen blind und können die Welt nicht im Ganzen sehen. Es geht darum, auf was wir unseren Fokus richten. Man kann mit der Frage starten: Was können wir dafür tun, dass die Kunstszene in ihrer Queerness sichtbar wird?

Ein Vortrag beschäftigt sich mit „Kritik an der Kunst in Form von Memes“: Welche Rolle spielen Internetbilder und -videos in queer_feministischer Kunst?

Wir bewegen uns im postdigitalen Zeitalter. Sprich: Wir haben es mit vielen medialen Formaten und mit den sozialen Medien zu tun. Memes zählen dazu. Man kann anhand von solchen Beispielen erkunden, wie neue postdigitale Räume genutzt werden könnten, um Sichtbarkeit zu erlangen.

Ist es für Flinta*-Personen schwieriger als für Männer, sich in der Kunstszene durchzusetzen?

Symposium „Sichtbar – machen – werden – sein: queer_feministische Perspektiven“, Galerie spce, Kiel, 8.–10. 6., auch per Zoom. Infos: www. muthesius-kunsthochschule.de

Das ist eine gute Frage. Ich hoffe, dass die beim Symposium diskutiert wird. Welche Interessen werden von der queeren Kunst verfolgt und mit welchen Ge­gen­spie­le­r*in­nen hat es die queere Kunstszene zu tun? Ich wünsche mir, dass queere Künst­le­r*in­nen bei der Veranstaltung über ihre Schwierigkeiten sprechen. Sichtbar werden klingt glanzvoll, aber der Weg zur Aufmerksamkeit hat oft viel mit Verletzbarkeit und Rückschlägen zu tun.

Wie (un)sichtbar ist queer_feministische Kunst aktuell?

Diese Frage kann ich als Einzelperson nicht hinlänglich beantworten. Wir wollen bei unserem Symposium zu einer gemeinschaftlichen Bestandsaufnahme gelangen. Lange Zeit ist queere Kunst und feministische Kunst unsichtbar gemacht worden – obwohl sie immer da war. Ich glaube, dass die Kunstszene schon immer queer war. Nur bisher ist sie in ihrer Vielfalt gar nicht sichtbar geworden. Ich erlebe das aber jetzt als etwas, das im Prozess ist.

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