piwik no script img

das wird„Singen ist ein Kraftquell“

Der Schauspieler Burghart Klaußner lädt in Hamburg als Sänger mit Band in seine „musikalische Reisegaststätte“

Interview Robert Matthies

taz: Herr Klaußner, singen wir zu wenig?

Burghart Klaußner: Ja, viel zu wenig. Sogar die Revolutionäre singen nicht mehr. Die haben früher sogar in der taz gesungen. Wenn man die Zeitung aufschlug, kam einem wie bei einem Schmucktelegramm schon Gesang entgegen. Diese Zeiten sind vorbei.

Warum singen Sie so gern?

Weil ich auch gerne atme, weil das pure Lebensfreude ist. Ich tue es von Kindesbeinen an. Meine mütterlichen Vorfahren kamen aus dem Rheinland. Da wird reichlich gesungen. Und ich bin mit der Popmusik groß geworden und mit Rock ’n’ Roll und allem, und es hat mich nie verlassen. Das ist einfach ein guter Kraftquell.

Die Kneipe „Zum Klaußner“, so heißt Ihr Programm, die gab es wirklich?

Ja, mein Urgroßvater hat sie im 19. Jahrhundert, in den Gründerjahren, in Berlin aufgemacht, weil der Bauernsohn –eines von fünf Kindern –nichts bekam und dann ging er nach Berlin. Ich habe davon nur noch die Ausläufer mitbekommen. Aber ein Gastwirt ist genauso gut wie ein Theaterintendant oder ein Entertainer, deshalb fühle ich mich auch berufen, diesen Untertitel zu wählen: „die musikalische Reisegaststätte der bedenkenlosen Art“.

Was bedeutet für Sie Reisen mit der Musik? Spielt die Sprache eine Rolle? Gerade haben Sie im „Tatort“ ihre Rolle Hackl münchnerisch gesprochen, in Hamburg haben Sie Plattdeutsch gelernt. Was fasziniert Sie an Sprachen und Dialekten?

Foto: Max Parovsky

Burghart Klaußner

73, ist Schauspieler, Theaterregisseur, Hörbuchsprecher, Sänger und Autor. Seit 2010 tourt er nun mit seiner Band durch deutsche Städte.

Das ist für mich alles irgendwie Musik. Sprachen, Dialekte –das klingt alles wunderbar. Man kann dem Charakter der Sprecher gut auf die Spur kommen, wenn man dem nachspürt. Das ist dann wirklich eine Entdeckungsreise in fremden Melodien.

Am Freitag singen Sie ein Lied von Udo Lindenberg: „Koffer für Berlin“. Wie ist es dazu gekommen?

Udo stand auf St. Pauli auf der Bühne. Wir kennen uns ein bisschen, und er machte so einen kleinen Hüpfer mit seiner Stimme und ich sagte: Das ist ja ein tolles Lied! Er sagte: Ja, findest du? Kannst du haben. Ich fragte: Willst du es nicht verwerten, das ist ein Welthit? Er brauchte es nicht und dann habe ich es mir schlank angeeignet. Es ist eine Paraphrase auf das Marlene Dietrich-Lied „Koffer in Berlin“, für das er schöne, neue Worte gefunden hat.

Jetzt haben Sie also einen Welthit im Programm. Was gibt es noch zu hören?

Es gibt ein Riesen-Potpourri, es ist ein Vergnügungsabend, mit ernsten Einsprengseln, in denen es um die Jetztzeit geht, die ja nicht nur witzig ist. Aber ohne eine gewisse Vergnüglichkeit hat man ja gar keine Chance weiterzukommen. Es gibt deshalb viel Swing, es gibt Rock ’n’ Roll und Chansons. Es gibt Lieder aus Hamburg, aus München, aus Berlin. Es ist eine kleine Weltreise durch die verschiedenen Stile und Zeiten.

Konzert „Zum Klaußner. Die musikalische Reisegaststätte der bedenkenlosen Art“ mit Burghart Klaußner und Band: heute, 20 Uhr, Centralkomitee, Hamburg, Steindamm 45

Ist es auch eine musikalische Reise durch Ihr Leben?

Das spielt natürlich eine große Rolle. Auch bestimmte Arbeiten, die ich als Schauspieler gemacht habe. Wenn ich „Martha“ von Tom Waits singe, hat das viel mit dem neuen Film zu tun, den ich gerade in der Mache habe: „Die Unschärferelation der Liebe“ mit Caroline Peters.

Darin spielen Sie auch einen Musikliebhaber.

Genau, einen Metzger, einen Fleischermeister, der von Frauen nichts mehr wissen will, aber dann kommt die durchgeknallte Greta, die ihn schanghait. Am Ende kommt es zu einer überraschenden Wendung, aber die kann ich nicht verraten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen