das wetter: Tosender Strich
Am Himmel über Großgroschupf braute sich wieder etwas zusammen. „Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug?“, fragten die zu großen Fragen neigenden Großgroschupfer. Nur der amtlich bestellte Ikonoklast Ossip Brambach blieb ruhig, kniff die Brauen zusammen und blickte mit dem Auge des Kunstsachverständigen, das er im Vorjahr einem abgehalfterten Galeristen abgehökert hatte, durch sein Lorgnon. Ein Bildersturm war aufgezogen und malte Stillleben ans Firmamant. Der tosende Strich, der pastöse Farbauftrag, das samtige Sfumato deuteten auf Öl – doch Ölquellen hatten sich in dieser Gegend seit Jahrhunderten nicht mehr aufgetan. Brambach streckte den Zeigefinger in den Wind und leckte ihn ab. „Eitempera!“, verkündete er, und etliche Zuschauer begannen zu würgen. Als die Motive – tote Fasane, Hasen und etliche Streichinstrumente – endlich abregneten, wandten sich die Großgroschupfer enttäuscht ab.
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