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das wetter: hermanns hocker

Draußen blitzte und donnerte es. Das Haus lag im Dunkeln, der Strom war ausgefallen. Hermann Gebrecht fluchte. Er fand die Kerzen nicht. Das Flackern des Blitzes drang durch die Fenster und blendete Hermann, als er sich gerade an die Finsternis gewöhnt hatte. „Verdammt!“, zeterte Hermann und hüpfte auf einem Fuß durch das Zimmer, während er sich den großen Zeh hielt. „Verdammtes Rattensofa“, beschimpfte er den Hocker, der jede Nacht an einen anderen Ort wanderte. Da war sich Hermann sicher, und er hätte Gudrun zu gern die Beweise vorgelegt, aber im Dunkeln fand er die Kamera nie. „Morgen werfe ich ihn endlich weg“, beschloss Hermann. Dann tastete er sich humpelnd vorwärts. „Verdammt!“, fluchte Hermann erneut, als er über das Schränkchen stolperte und schließlich mit dem Kopf auf den Couchtisch schlug. „Eine Verschwörung“, flüsterte Hermann noch, bevor er auf dem Teppich wegdämmerte, der sich jetzt langsam und leise an beiden Enden aufrollte, um den Betäubten die Nacht über zu wärmen.

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