das wetter: der schreihals:
Der Schreihals erwachte und räusperte sich. Wunderbar, dachte er und atmete tief durch, auch heute sind die Stimmbänder in einwandfreiem Zustand. Die Freude darüber schrie er gleich in die Welt hinaus. Alsdann kleidete er sich nach dem letzten Schrei in schreiende Farben und begab sich auf den Weg in seine Firma. Über sich hörte er den heiseren Schrei einer Möwe. Der Schreihals schrie ein wenig in sein Mobiltelefon und war glücklich. Als er sein Büro betrat, entfuhr ihm jedoch ein Schrei des Entsetzens: Niemand da! Alle ausgeflogen, niemand zum Anschreien! Am liebsten hätte er um Hilfe geschrien, so sehr bedrückte ihn die Stille. Er wollte es nicht beschreien, aber es schien ganz so, dass man ihn ausgrenzte. Was für ein himmelschreiendes Unrecht! Das schrie nach Rache! Selten hatte sich der Schreihals schlechter gefühlt – er brach schreiend zusammen. Eine Stunde später ging es ihm wieder gut. Da traten seine Kollegen durch die Tür, und der Schreihals schrie begeistert ein ums andere Mal auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen