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das portraitBasketballerin Jennifer Crowder will 50 Länderspiele

Seit 20 Jahren Basketballerin: Jennifer CrowderFoto: Virginie Lefour/dpa

Seit 20 Jahren spielt Jennifer Crowder Basketball. Davon scheint die 29-Jährige selbst etwas überrascht zu sein, wenn sie darüber spricht. Die längste Zeit spielte sie beim BG 74 Göttingen. In der Saison 2017/18 stieg sie mit der Mannschaft in die Bundesliga auf. Nach einem Abstieg sicherte sich die Mannschaft in der Saison 2022/23 wieder einen Platz in der ersten Liga und in der darauffolgenden Saison schafften sie den Klassenerhalt. Zeit für etwas Neues, beschloss Crowder, und nahm im Sommer 2024 ein Angebot aus Italien an.

Angefangen hat ihre Basketball-Karriere als Hobby. „Dann ist man gut, kommt in den Aufnahmeverfahren weiter und spielt plötzlich in der Jugendnationalmannschaft“, sagt Crowder im Gespräch mit der taz. „Da überlegt man natürlich schon, ob man als Profi spielen will.“

Als sie sich mit 16 eine schwere Knieverletzung zuzog, wurde ihr klar, dass sie ihre schulische Ausbildung nicht hinten anstellen sollte. Sie machte Abitur und studierte später in Marburg Philosophie und Jura. Mittlerweile promoviert sie im Bereich Wirtschaftsrecht an der Uni Göttingen. „Als ich dort angefangen habe, hat mir der Professor direkt einen Laptop statt eines Stand-PCs eingerichtet. Er wusste schon, dass ich viel unterwegs sein werde.“ Nur an Reisetagen arbeitet sie nicht, im Trainingslager finde sich aber immer ein bisschen Zeit dafür. „Der Ausgleich ist cool, ich bin sportlich aktiv, aber auch mental gefordert.“

Mit ihrem neuen italienischen Verein ASD Basket Costa spielt sie in der Serie A2, der zweiten Liga in Italien. Was wie ein Abstieg wirkt, ist kein „Schritt runter“, so Crowder. „In Italien sind die Liegen stärker.“ Zuerst war es zwar komisch, dort als Externe zu spielen, trotzdem war sie über ihre führende Rolle im Team sehr glücklich. Die Sprachbarriere zu überwinden, war auch kein Problem. „Der Trainer spricht sehr gut Englisch. Mit den jüngeren Spielerinnen sah das anders aus. Mit ihnen hat sie sich zweisprachig verständigt. Sie sprachen Italienisch, Crowder Englisch. Am Ende der Saison sprach die 1,64 Meter große Aufbauspielerin auch Italienisch.

Aber nicht nur im Spracherwerb war sie erfolgreich. Auch das Team konnte sich über die reguläre Saison an der Tabellenspitze positionieren. In den Play-offs haben die Spielerinnen des ASD Basket Costa nur knapp den Aufstieg in die erste Liga verpasst. Im Finale verloren sie gegen einen Verein aus den Abruzzen. „Wir waren eigentlich das stärkste Team“, sagt Crowder. „Es ist schade, dass wird nicht aufgestiegen sind.“ Aber für Crowder ging es direkt weiter zur EM. Keine Zeit also, den Kopf hängenzulassen.

Das erste Ziel für die EM, die bis zum 29. Juni 2025 in Tschechien, Deutschland, Griechenland und Italien stattfindet, ist, sich in der Gruppe durchzusetzen. Am Donnerstag gelang den deutschen Spielerinnen mit Crowder ein souveräner Auftaktsieg gegen Schweden. Tags drauf verloren sie in der Hamburger Inselpark Arena deutlich gegen Spanien. Am Sonntagabend dann das letzte Vorrundenmatch gegen Großbritannien, die letzte Chance für die Mannschaft, sich noch für das Viertelfinale in Griechenland zu qualifizieren. Sei das geschafft, wären die Top vier ideal, sagt Crowder.

Wo Crowder nächste Saison spielen wird, ist noch unklar. Sie kann sich vorstellen, nochmals das Land zu wechseln. Vorher will sie sich erstmal sortieren. Vor ein paar Jahren hat sie Bouldern und Klettern für sich entdeckt. Dem will sie im Sommer wieder mehr nachgehen. 50 Länderspiele wären ein Meilenstein, den sie in ihrer Basketball-Karriere noch erreichen will. „Wenn es nur 49 sind und ich aufhören will, dann wird es daran aber auch nicht scheitern.“

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