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das portraitEx-Räuber Gerry Hutch tritt bei den irischen Parlaments­wahlen an

Foto: Brian Lawless/empics/picture alliance

Falls er bei den irischen Parlamentswahlen am Freitag gewählt werde, wolle er sich für mehr Polizisten auf den Straßen Dublins einsetzen. Das ist ein ungewöhnliches Versprechen für eine der profiliertesten Figuren des organisierten Verbrechens. Gerry Hutch wurde allerdings nie wegen schwerer Straftaten verurteilt, er war der Polizei immer einen Schritt voraus. Hutch wurde 1963 als jüngstes Mitglied einer achtköpfigen Familie in der nördlichen Innenstadt von Dublin geboren, wo er jetzt auch kandidiert. Er stammt aus ärmlichen Verhältnissen und begann seine kriminelle Karriere schon früh als Mitglied einer Jugendbande, die sich auf Handtaschendiebstähle und Autoeinbrüche spezialisiert hatte. Im Alter von 15 Jahren wurde er zum ersten Mal zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Hutch gilt als Organisator eines Raubes von 1,7 Millionen Pfund aus einem Geldtransporter im Jahr 1987. Noch spektakulärer war der Überfall auf ein Depot der Firma Brinks im Jahr 1995, bei dem 3 Millionen Pfund erbeutet wurden – einer der größten Raubüberfälle in der Geschichte Irlands. Die Medien gaben Hutch wegen seines asketischen Lebensstils den Spitznamen „The Monk“. Zuletzt wurde der Mönch vor allem mit dem tödlichen Streit zwischen seinem Clan und der kriminellen Kinahan-Gruppe in Verbindung gebracht. Nachdem sein Neffe Gary Hutch von den Kinahans ermordet worden war, soll Gerry Hutch 2016 einen Anschlag im Regency Hotel inszeniert haben, wo ein Boxkampf stattfand. Ziel des Attentats war Daniel Kinahan, einer der führenden Köpfe der Organisation, der jedoch entkam.

Das Gericht sprach Hutch vom Mordvorwurf frei, weil der Zeuge, ein Stadtrat, vollkommen unglaubwürdig war. Die Tatwaffe stammte jedoch von Hutch, befand das Gericht, aber er wurde deshalb nicht angeklagt. Er durfte nach Spanien zurückkehren. Die durch den Regency-Anschlag ausgelöste Fehde führte zum Tod von 18 Menschen. Viele der Getöteten waren Familienmitglieder und Mitarbeiter von Hutch. Vorigen Monat wurde er von der Polizei in Spanien wegen des Verdachts der Geldwäsche verhaftet und am 4. November gegen eine Kaution in Höhe vom 100.000 Euro freigelassen, um bei den Wahlen in Irland kandidieren zu können.

Das spanische Gericht berief sich auf EU-Rechtsprechung, wonach politischen Kandidaten, die strafrechtlich verfolgt werden, aber noch nicht verurteilt sind, die Teilnahme an den Wahlen erleichtert werden soll. Sollte er gewählt werden, würde die spanische Strafverfolgung gegen ihn erschwert werden. Er tritt als unabhängiger Kandidat an. Bei vier zu vergebenden Sitzen hat er einige hochkarätige Konkurrenten im Wahlkreis Dublin Central, darunter Präsidentin Mary Lou McDonald von der republikanischen Bewegung Sinn Féin sowie der ehemalige Finanzminister Paschal Donohoe.

Dublin Central gilt als einer der sozial und ethnisch vielfältigsten Wahlbezirke Irlands und umfasst das Haupteinkaufsviertel und das Internationale Finanzdienstleistungszentrum, aber auch ein Viertel mit vielen Methadonkliniken, Obdachlosenunterkünften und Wohnsilos mit hoher Arbeitslosigkeit. Dort gilt Hutch für viele als eine Art Robin Hood. So hat er zum Beispiel das Gebäude des Corinthians Boxing Club, wo auch die zweifache Olympiasiegerin Kellie Harrington trainiert, 1998 gekauft. Seitdem vermietet er es an den Club für 1 Euro im Jahr.

Laut Umfragen liegt Hutch derzeit bei 8 Prozent. Das würde nicht für einen Sitz reichen, aber Überraschungen hat es in der Geschichte Irlands schon so manches Mal gegeben.

Ralf Sotscheck, Dublin

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