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das portraitDirk Pejrilkann auch auf dem rechten Auge gucken

Dirk Pejril ist der neue Präsident des niedersächsischen Verfassungsschutzes. Er tritt damit die Nachfolge von Bernhard Witthaut an, der sich schon im Oktober still und leise in die Pension verabschiedet hatte und nun als Sonderbeauftragter in Mecklenburg-Vorpommern die Reform des dortigen Verfassungsschutzes überwachen soll. Dort haben sich die Schlapphüte gleich in zwei Fällen nicht mit Ruhm bekleckert: Sie haben sowohl die rechten Terroristen vom NSU als auch den islamistischen Attentäter Anis Amri vor seinem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz aus dem Blick verloren.

Dass Witthaut die Altersgrenze erreicht, ist keine große Überraschung – trotzdem brauchte das Innenministerium noch fast zwei Monate, bis es am 23. Dezember den Nachfolger benannte. Das ist möglicherweise ein Indiz dafür, wie beliebt dieser Schleudersitz ist. Der 53-jährige Pejril kommt (wie sein Vorgänger) von der Polizei, arbeitet aber schon seit 2013 im Innenministerium und gilt als Vertrauter des Noch-Ministers Boris Pistorius (SPD).

Öffentlich in Erscheinung getreten ist er zuletzt im Zusammenhang mit der „Northeimer Polizeiaffäre“. Da wurde er vorgeschickt, um eine ungewohnt deutliche Kritik des obersten Dienstherren an dem Vorgehen der Polizeidirektion zu formulieren. Die Beamten dort hatten ein Jahr lang Hinweise des Jugendamtes auf zwei Missbrauchstäter auflaufen lassen, weil sie irrtümlich glaubten, die Kollegen, die im Missbrauchskomplex Lügde in NRW ermittelten, seien zuständig. Innenminister Pistorius wurde vorgeworfen, er habe die Affäre zugespitzt, um den Göttinger Polizeipräsidenten Uwe Lührig, einen CDU-Mann, loszuwerden.

In seinem ersten großen Interview nach dem Amtsantritt mit der Braunschweiger Zeitung schlägt der neue Verfassungsschutzchef neue Töne an. Pejril bezeichnet darin den Brandanschlag von Mölln als erste prägende Begegnung mit Extremismus in seinem Polizistenleben und erklärt klar: „Die größte Gefahr geht vom Rechtsextremismus aus.“

Im Übrigen wolle er die „sehr gute Entwicklung“, die der Nachrichtendienst unter seinem Vorgänger genommen habe, fortsetzen. Das gelte vor allem für das Credo: „So viel Öffentlichkeitsarbeit wie möglich, so wenig Geheimhaltung wie nötig.“ Nach diversen Pannen – darunter ein selbst enttarnter V-Mann – sollten Abläufe und Öffentlichkeitsarbeit der Behörde professionalisiert werden. Das nimmt allerdings bisweilen drollige Formen an: Im Januar verloste der Verfassungsschutz über seinen Instagram-Account Jutebeutel und Kaffeetassen mit dem eigenen Logo. Nadine Conti

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