das portrait: Dagmar Fuchstritt „Schwurblern“ entgegen
Am vergangenen Donnerstag hat sich Dagmar Fuchs mit anderem „Omas gegen Rechts“ auf den Osnabrücker Marktplatz gestellt. Sie haben dort gegen die Kundgebung „Aktion Leuchtturm ARD“ von Gegner*innen der Coronamaßnahmen protestiert.
Bei der „Aktion Leuchtturm ARD“ werfen Anhänger*innen der Querdenken-Bewegung den öffentlich rechtlichen Medien fälschliche und subjektive Medienberichterstattung vor sowie das Verbreiten von Regierungspropaganda. Sie fordern die Abschaffung der Rundfunkgebühren und eine Reform ihrer Arbeitsweisen. Dagmar Fuchs sieht darin eine große Gefahr für die Gesellschaft, denn Pressefreiheit ist für sie ein hohes Gut der Demokratie, das sie durch die Anschuldigungen der Maßrahmenkritiker*innen gefährdet sieht.
Vor der Pandemie haben sich die Omas vor allem gegen rechte Strukturen in der Region Osnabrück gestellt. Sie haben vielseitige Aufklärungsarbeit geleistet und Demonstrationen gegen rechte Parteien oder Gruppierungen organisiert. Seit Beginn der Pandemie richten sich ihre Aktionen zunehmend auch gegen die maßnahmenkritische Bewegung Querdenken. Oder wie die Omas gegen Rechts sie gern nennen: „Die Bewegung der Schwurbler“.
Es sind die Missstände in unserer Gesellschaft, von Klimakrise über Klassismus bis hin zu deutscher Asylpolitik und strukturellem Rassismus, die Dagmar Fuchs dazu bewegen, sich bei den Omas gegen Rechts zu engagieren. Seit mehr als drei Jahren ist Fuchs bei den Omas in Osnabrück.
„Ich selbst bin aus einer Arbeiterfamilie, das behaupten zwar heute alle Linken, aber das ist nun mal meine Geschichte“, sagt Fuchs. Als erste ihrer Familie besucht sie das Gymnasium. Nach dem Abitur studiert sie in Bremen Soziale Arbeit und später Sozialwissenschaften. Im Anschluss an ihr Studium zieht es Fuchs gemeinsam mit ihrer sechsköpfigen Familie immer wieder ins Ausland. In Mosambik, Nepal, dem Kosovo und Lesotho arbeitet sie für verschiedene Regierungsprojekte und NGOs. Heute ist der Mittelpunkt ihrer politischen Arbeit ihr ehrenamtliches Engagement bei den Omas gegen Rechts.
Sie beschreibt die Initiative als einen Ort, an dem alle Menschen politisch engagieren können, auch Opas und junge Menschen. „Denn eine Oma gegen Rechts zu sein ist keine Lebensphase, oder abhängig von Enkelkindern. Es ist eine innere Haltung, eine Bereitschaft sich einzumischen.“ Emma Philipp
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen