piwik no script img

das portraitGanz positiv: Lencke Wischhusentritt nicht wieder an

Brauchen keine Quote: Lencke Wischhusen und ihre Tochter Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

„Positiv denken“ ist das Motto der Bremer Bürgerschaftsabgeordneten Lencke Wischhusen, so steht es auf ihrem Instagram-Account. Unter anderem dort ist jetzt nachzulesen, warum sich die FDP-Politikerin nach zwei Legislaturperioden in der Bremischen Bürgerschaft nächstes Jahr nicht mehr aufstellen lassen will: weil man in der Opposition nicht die Möglichkeit habe, „selbst gestalten zu können“, schreibt die 36-Jährige, und dass ihr in der Politik die Chance fehle, „lösungsorientiert zu arbeiten“. Stattdessen zählten dort zu sehr „Partikularinteressen“, was in der freien Wirtschaft anders sei, da sei das übersichtliche Ziel ein einzelnes Partikularinteresse: „das Fortbestehen der Unternehmung mit dem angeschlossenen Team“.

Der einzig richtige Weg, sich in diesem Artikel von der selbsternannten „Power-Frau“ als Politikerin zu verabschieden, ist, diesen Schritt ausnahmslos positiv zu deuten – als Herausforderung, als neue Chance. Für Bremen, die Bürgerschaft, die FDP und für alle Frauen. Vor allem für die, die nie eine Chance hatten und vermutlich auch keine haben werden, ihr Leben so selbstbestimmt zu führen wie Lencke Wischhusen, die im elterlichen Betrieb Unternehmerin werden durfte und später Politikerin, als ihr das in den Sinn kam.

Ganz positiv denkend können die sich nun freuen, nicht mehr von Frauenpolitik à la Wischhusen bedacht zu werden. Denn für diese Art der Politik sind Frauen entweder schützenswerte Opfer männlicher Gewalt – oder sie haben sich nicht genug angestrengt, wenn sie keine Führungsrolle in Unternehmen oder der Politik bekommen. Die Frauenquote lehnt Wischhusen ab, die in Bremen als Parteilose erst Spitzenkandidatin der FDP und dann deren Fraktionsvorsitzende wurde – weil sie eine junge Frau ist, die sich extrem gut in Szene zu setzen weiß. Die Hamburger Volksschauspielerin Heidi Kabel soll gesagt haben: „Die Emanzipation ist erst dann vollendet, wenn auch einmal eine total unfähige Frau in eine verantwortliche Position aufgerückt ist.“

Ganz positiv denkend ließe sich damit sagen, dass die FDP, deren Bundesvorstand aus drei Frauen und neun Männern besteht und die keine einzige Ministerin im Bundeskabinett stellt, den Beweis geliefert hat, dass die Gleichberechtigung, wie Kabel sie definiert, vollzogen ist und Quoten überflüssig sind.

Auch Wischhusens Tochter wird keine Quote nötig haben, denn ihrer Mutter zeigte sie „schon mit ihren 13 Monaten, welche unglaubliche Persönlichkeit in ihr steckt“, schreibt Wischhusen auf Instagram. „Sie ist so durchsetzungsstark, strahlt unendliches Glück aus und ist auf ihr Ziel fokussiert.“ Und positiv denken kann sie auch schon. „Jedes Fallen wird von einem freudigen Lachen begleitet, denn das stolze Aufstehen folgt sogleich“. Eiken Bruhn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen