piwik no script img

das portraitAlok Sharma, konservativer Präsident der Klimakonferenz

Foto: Christophe Ena/ap

„Diese COP ist unsere letzte große Hoffnung, 1,5 Grad im Rahmen des Möglichen zu halten. Diese internationale Konferenz muss liefern.“ Mit diesen Worten eröffnete am Sonntag der 54-Jährige Alok Sharma die UN-Klimakonferenz von Glasgow. Ihr Erfolg wird auch und besonders von Sharma abhängen, denn er fungiert als Präsident der Veranstaltung.

So manche Beobachter haben bei der Nennung von Sharmas Namen die Stirn gerunzelt. Bei Großereignissen wie dieser ist es üblich, dass ein solch prestigeträchtiger Posten vom Außenminister des Gastlands übernommen wird, so wie in Paris 2015 von Laurent Fabius. Sharmas Position ist da viel schwächer, zumal er bei der Besetzung des Postens nicht einmal zweite Wahl war. Doch die erste Kandidatin Claire Perry wurde von Boris Johnson wegen diplomatischer Fehlleistungen gefeuert. Die nächsten KandidatInnen lehnten reihenweise ab.

Auch wenn Sharma sich redlich bemüht, die Konferenz als „letzte Gelegenheit“ zur Verhinderung einer Klimakrise aufzuwerten, bleiben viele Beobachter skeptisch: Sharma fehle Ansehen und Macht, um auf Augenhöhe mit den Großen in Peking, Washington und Moskau zu verhandeln, heißt es. Letztlich wird entscheidend sein, ob sich der britische Premier Boris Johnson hinter ihn stellt. Der braucht einen Erfolg als Beweis dafür, wie erfolgreich „Global Britain“ nach dem Brexit sein kann.

Schon im Alter von fünf Jahren verließ Sharma seine indische Heimat, seine Familie ließ sich im westenglischen Reading nieder. Er studierte zunächst Physik, entschied sich dann aber für eine Ausbildung als Rechnungsprüfer. 16 Jahre arbeitet er für verschiedene Banken und lebt zeitweise in London, Stockholm und Frankfurt am Main. 1998 heiratet Sharma seine schwedische Frau Ingela, mit der er zwei Töchter hat.

Den Hang zum Konservativen erbte Sharma von seinem Vater, der einst den konservativen parlamentarischen Freundeskreises Indiens gegründet hatte. Schon im Alter von elf Jahren soll Sharma Flugblätter verteilt haben.

Der frühe Einsatz zahlte sich aus. 2010 wurde Sharma konservativer Unterhausabgeordneter. Seinen Amtseid schwor er auf die hinduistische Bhagavad Gita. Zwei Jahre später stieg er zum Vizechef der Torys auf. 2016 wurde er unter Theresa May Staatssekretär, später fungierte Sharma als Wohnungs- und als Arbeitsminister.

Politisch gilt Sharma als Fürsprecher einer Demokratisierung des britischen Oberhauses. Andere Interessen gelten nepalischen Gurkha­soldat*innen, freien staatlichen Schulen und der Reduzierung von Abteilen der ersten Klasse bei der Bahn. Wegen seines Einsatzes für den Ausbau des Flughafens Heathrow gilt er manchen als ungeeignet für den COP26-Posten.

Dank der Überredungskraft einer seiner Töchter wurde Sharma zum Vegetarier. „Das ist die Macht der jüngeren Generation“, soll Sharma dazu gesagt haben.

Daniel Zylbersztajn-Lewandowski

klimakonferenz 6,

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen