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das portraitDagmar Hansen-Kohlmorgen bekam keine Medaille

„Ich war überhaupt nicht aufgeregt“, sagt Dagmar Hansen-Kohlmorgen über den 18. April 1971. Dabei schrieb sie, die damals noch Dagmar Neutze hieß, an diesem Sonntag vor 50 Jahren gemeinsam mit ihren Mannschaftskolleginnen Sportgeschichte. Zum ersten und bisher einzigen Mal wurden die Handballerinnen des Vereins Holstein Kiel deutscher Meister.

Vielleicht war es gerade die nüchterne Art der damals 22-Jährigen Mannschaftskapitänin, die den Kielerinnen in der heimischen Ostseehalle zum Sieg verholfen hat. Mit einem aus heutiger Sicht äußerst torarmen 6:4 bezwangen sie die Gäste vom 1. FC Nürnberg und gewannen damit die Meisterschaft. Die feierten sie äußerst bescheiden: Für die Handballfrauen gab es keinen Pokal, kein Preisgeld und keine Medaillen. Stattdessen wurde die Meisterschaft mit einem gemeinsamen Restaurantbesuch zelebriert. „Da war ich dann nicht mehr so nüchtern“, sagt Hansen-Kohlmorgen lachend.

Für die Kielerin, die eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht hat, war der Sport immer wichtiger als das Berufliche. Schon bevor sie mit dem Handballspielen begann, gewann sie als Jugendliche für Neptun Kiel die Landesmeisterschaft im Delfinschwimmen. Aber die junge Sportlerin wollte noch mehr. Oft klemmte sie einen Ball auf den Gepäckträger, radelte zum Sportplatz und trainierte dort, erzählt Hansen-Kohlmorgen.

Dieses Mädchen, das da ganz alleine mit dem Ball spielte, fiel einem Bekannten ihres Vaters auf. Er sagte ihm, seine Tochter habe Talent, und so trat Hansen-Kohlmorgen mit 16 Jahren dem Handballteam von Holstein Kiel bei. Rund sechs Jahre später folgte der Meisterschaftstitel. Hansen-Kohlmorgen war danach sogar für zwei Jahre Teil der westdeutschen Nationalmannschaft, mit der sie 1973 auch an der Weltmeisterschaft teilnahm.

Erst durch ihre Schwangerschaft im Jahr 1979 wurde die sportbegeisterte Frau, die einige Jahre später auch noch mit dem Tennisspielen begann, gebremst. „Ich habe eines Morgens einen mahnenden Anruf von meinem Gynäkologen bekommen, dass ich jetzt nicht mehr Handball spielen solle. Er hatte ein Foto von mir in der Zeitung gesehen“, erzählt sie. „Ich meinte zwar, dass ich noch nie einen Ball in den Bauch bekommen habe, habe aber trotzdem auf den ärztlichen Rat gehört.“

Der Sport ist für die heute 72-Jährige viel mehr als nur Bewegung. Sportliches Denken bedeute nicht nur Disziplin und Pünktlichkeit, sondern vor allem auch, Rücksicht zu nehmen und Respekt voreinander zu haben.

Auch dem Klub fühle sie noch sehr verbunden: „Und ganz ehrlich, was unsere Fußballjungs da gerade leisten, das rührt mich zu Tränen.“ Marie Gogoll

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