das portrait: Guido Burgstaller stellt sich selbst auf und trifft sofort
Guido Burgstaller durfte sich für diese Partie selbst aufstellen. Weil St.-Pauli-Trainer Timo Schultz unsicher war, ob der 31-jährige Routinier nach langer Verletzungspause Kraft genug für das dritte Spiel binnen einer Woche hat, überließ er dem Österreicher die Entschdung: „Wenn er sagt, ich kann wieder voll losbrettern, wird er spielen.“
Burgstaller, der im Sommer von Schalke 04 zum FC St. Pauli gewechselt war, fühlte sich fit und bretterte dann am Sonntag beim FC Heidenheim los: Bereits nach knapp vier Minuten erzielte er die Führung für die Hamburger auf der schwäbischen Alb. Kurz vor seiner Auswechslung nach 78 Minuten legte er dann auch noch Finn Ole Becker den Ball zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung der Hamburger auf.
Damit hat Burgstaller in jedem der letzten vier Spiele getroffen und erheblichen Anteil daran, dass St. Pauli mit 11 Punkten aus den letzten sechs Partien die Abstiegszone verlassen hat. In Heidenheim gelang unter Burgstaller, der als einziger Spieler jenseits der 30 das junge, neu formierte Hamburger Team führen soll, nach weiteren Toren von Daniel-Kofi Kyereh (30.) und Rodrigo Zalazar (87.) ein spektakulärer 4:3 Auswärtssieg. Viermal gingen die Hamburger ausgerechnet beim heimwärtsstärksten Team der Liga, das seit Oktober 2019 nicht mehr im heimischen Stadion verloren hatte, in Führung. Nur dreimal konnten die Heidenheimer ausgleichen.
„Guido ist allein wegen seiner Präsenz für uns enorm wichtig“, sagt Timo Schultz über den Mann mit den lückenlos tätowierten Armen. „Man hat das Gefühl, dass andere Spieler aufatmen, dass er da ist.“ Bei so viel Präsenz und Torhunger des Stürmers lässt sich fast darüber hinwegsehen, dass die Abwehr des FC St. Pauli in den beiden letzten Partien jeweils drei Treffer kassierte und so ziemlich der schlechteste Defensivverbund der gesamten Liga ist. Hinten pfui, vorne hui, so ist das gegenwärtige Motto der Hamburger. Denn Guido Burgstaller, der längst zum Leader des Teams geworden ist, kann ja nicht überall sein. Marco Carini
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen