das portrait: Claudia Krusehat ein Ohr für Fußgänger*innen
Leipzig hat einen, Trier auch, Wien eh. In Stuttgart wird die Einrichtung so eines Postens zumindest diskutiert, und im Berliner Mobilitätsgesetz sind – laut der Gehendenvereinigung „Fuß e. V.“ – pro Bezirk sogar gleich zwei vorgesehen: Fußverkehrsbeauftragte. Seit gestern hat auch der Hamburger, genauer der Bezirk Mitte, so jemanden: Claudia Kruse, 31, Geografin.
Beschlossen hatten die Schaffung der Position Mitte September SPD, CDU und FDP in der Bezirksversammlung. Denn: „Der Verkehrsraum, in dem Menschen sich aufhalten, wird nicht größer, der wird enger“, sagte gestern Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD). In den vergangenen Jahrzehnten sei „sehr autolastig“ geplant worden, dann habe es eine „Fahrradoffensive“ gegeben – „aber wo bleibt eigentlich der Fußgänger, die Fußgängerin?“
Kruse solle sich fortan mit den schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen und ihren Bedürfnissen beschäftigen, so Droßmann. Seit Mai dieses Jahre schon arbeitet die Rostockerin im Bezirksamt im Bereich Verkehrsplanung. Und auch wenn einige der Journalist*innenfragen bei ihrer Vorstellung die Hamburger Gehwege als dauervereiste Schlachtfelder voller tückisch hervorstehender Gehwegplatten zeichneten: Die Aufgaben dieser ersten Fußverkehrsbeauftragten klingen erst mal nicht so spektakulär.
An der „Erarbeitung von Fußverkehrskonzepten“ wirkt sie mit, aktuell in den Stadtteilen St. Georg und Billstedt; auch an der „Prüfung von Verkehrs- und Freiraumplanungen“, etwa mit Blick auf die Barrierefreiheit. Dahinter steht der erklärte Wille, dass in Mitte nichts mehr geplant werden soll, ohne dass solche Gruppen und Interessen Eingang finden. Schließlich: Wenn schon nicht bei den zurückgelegten Kilometern, so doch, was das Verkehrsaufkommen angeht, beträgt in Hamburg der zu Fuß erledigte Anteil rund ein Drittel.
Gefragt, wie sie sich bevorzugt fortbewege, sagte Kruse übrigens: „Mit dem Rad“ – aber der erste Winter in Hamburg stehe ihr ja auch erst noch bevor. Alexander Diehl
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