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das portraitMichael Olsenbringt Särge aufs Rad

Als er mit seiner Mutter über den Sarg sprach, den er für sie zimmern werde, kam Michael Olsen der Gedanke, dass er dazu auch ein Fahrrad bauen könnte. Ein Rad, mit dem Trauernde den Sarg voller Respekt, aber eben auch sichtbar zum Friedhof bringen könnten. Und nicht versteckt im Laderaum eines Autos mit getönten Scheiben. Es hätte gepasst zu Familie Olsen, die nie ein Auto besaß und in der der Tod schon deshalb einen Platz hatte, weil der Vater als Kirchenmusiker die Trauerfeiern der Gemeinde begleitete.

Die Mutter des Oldenburger Künstlers Michael Olsen ist gestorben, bevor er das Bestattungsrad bauen konnte. Aber er hat die Idee nicht vergessen und nun ist sie Wirklichkeit geworden. Ein Fahrrad mit einer vorn angebauten Ladefläche für den Sarg, das Gestänge ist silbern und mit einem blauen Band verbunden. Diese Reling soll dafür sorgen, dass sich der Sarg „geborgen fühlt“, so sagt Olsen. Sollte er das Rad nutzen, um etwa ein Kunstwerk darauf zu transportieren, werde er sie abnehmen.

Man könnte die Verbindung von Tod und Fahrrad erstaunlich finden, aber wenn man den Lebenslauf des 60-jährigen Olsen verfolgt, wirkt sie nahezu zwingend. Er hat, ohne die dazugehörige Lehre zu absolvieren, die Prüfung zum Zweiradmechaniker bestanden, Fahrräder tauchen in seiner Kunst als Installationen und Teil von Bühnenbildern auf. Und der Tod? Da hat Olsen zwei Perspektiven. Die persönliche eines Mannes, der schweres Asthma hatte und sich oft dem Tod nahe fühlte. Und die eines Gesellschaftskritikers, der sehr leidenschaftlich in seinem Zorn wird, wenn er die Kurzsichtigkeit einer Gesellschaft beschreibt, die die Endlichkeit verdrängt. Das Jetzt sei die Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft, sagt er. Wenn wir uns nicht um die Toten kümmerten, könnten wir keine Schlüsse für die Zukunft ziehen.

Das Bestattungsrad scheint sehr wohl eine Zukunft zu haben. Es haben sich schon zwei Bestatter bei Olsen gemeldet und Interesse an einem Nachbau bekundet. Am liebsten, so sagt Olsen, sei es ihm, wenn Angehörige selbst die letzte Fahrt für ihre Toten machten – da gebe er auch gern eine Einweisung fürs Bestattungsradfahren. Friederike Gräff

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