das portrait: Sein Wasserballteam ist für Moritz Schenkel Familie
Das Vereinsheim musste aufgeräumt werden. Und wer ist bei den Wasserballern von Waspo 98 Hannover für solche Arbeiten zuständig? Der Sportwart? Der Hausmeister? Während der coronabedingten Saisonpause packten die Spieler selbst an. „Wir haben uns eine Base für unser Team geschaffen. Wasserball bei Waspo ist nicht nur ein Job. Es ist familiär“, sagt Moritz Schenkel. Er hütet die Tore des Bundesligisten und des deutschen Nationalteams. Auf ihn wird gehört. Weil er im Wasser so laut schreit. Und weil er inhaltlich etwas zu sagen hat.
Wer als Wasserballer Leistungssport betreibt, ist nicht automatisch ein gut bezahlter Profi. Schenkel studiert nebenbei im Master Betriebswirtschaft. Im Becken ist er auf dem besten Wege, mit seinen Paraden für eine Wachablösung in der Liga zu sorgen. Spandau Berlin war es lange Zeit gewohnt, Deutscher Meister in Serie zu werden. Dann hat Waspo begonnen, allen Mut und viel Geld zusammenzunehmen.
Schenkel wechselte 2017 vom ASC Duisburg nach Hannover. Der 2,03 Meter große Sportler ist seitdem ein starker Rückhalt. Das bewies er im Ligaalltag und in der Champions League. Dann kam die Coronazwangspause. „Wir Spieler haben viel gemeinsam unternommen und sind als Mannschaft zusammengewachsen“, sagt der 30-Jährige. Er hat sich bewusst für einen Wechsel zu Waspo und gegen Spandau entschieden. Die Rivalität zwischen den Klubs sorgt oft für Zoff, motiviert aber auch. 2018 hatte Hannover die Nase vorne und gewann den Titel.
Schenkel bekam damals mitten im Titelduell einen Ball auf den Brustkorb und musste danach mit Herzproblemen in einem Krankenhaus behandelt werden. Mit Hilfe von Elektroschocks brachten Ärzte sein Herz dazu, wieder im richtigen Rhythmus zu schlagen. Ob seitdem in kardiologischer Hinsicht alles so ist, wie es sein sollte, ist unklar. „Sicher ist das alles nicht“, sagt Schenkel. Spielen wird er trotzdem.
Am gestrigen Sonntag verlor Waspo in der aktuellen Finalserie zwar erstmals nach zwei gewonnen Spielen gegen Spandau – Mittwoch geht es aber schon weiter. Christian Otto
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