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das portraitBlässt zur Attacke: der nationalistische bulgarische Politiker Volen Siderow

Wann immer es die Möglichkeit gibt, einen Skandal zu produzieren – Volen Siderow nutzt sie. Dieser Tage fand sich der na­tionalistische bulgarische Politiker, der am Sonntag 64 Jahre alt wird, kurzzeitig in Polizeigewahrsam wieder. Er hatte sich wieder gründlich daneben benommen. Hetzte der gelernte Journalist bislang vor allem gegen Roma, Türken und LGBT-Menschen, hat er jetzt ein neues Betätigungsfeld entdeckt: Corona. Das sei eine weltweite Hysterie – mit dem Ziel geschaffen, die weltweite Ordnung auf den Kopf zu stellen.

Folgerichtig hatte der Chef der rechts­ex­tre­men Partei Ataka, die mit in der Regierung sitzt, am vergangenen Samstag seine Landsleute im Fernsehen dazu aufzurufen, alle Pandemiemaßnahmen des Gesundheitsministers zu ignorieren und an Ostern in Massen die Gotteshäuser aufzusuchen – ohne Gesichtsmaske, versteht sich.

Einen Tag später knöpfte er sich den Staatsanwalt vor, der wegen Siderows kruder Aussagen zu Corona gegen ihn ermittelt. Solche Leute sollten darüber nachdenken, wie lange sie noch zu leben hätten, sagte Siderow. Als er dann noch einer polizeilichen Vorladung nicht folgte, war das Maß voll.

Siderow war beileibe nicht immer ganz rechtsaußen unterwegs. 1989, dem Jahr der Wende auch in Bulgarien, war er in verschiedenen Menschenrechtsgruppen aktiv. 1990 wurde er Chefredakteur der Zeitung Demokrazija, des Verlautbarungsorgans der neu gegründeten rechtsliberalen Partei Union der demokratischen Kräfte (SDS). Landesweit bekannt wurde Siderow in den Nullerjahren mit seiner Sendung „Ataka“, die auf dem Kabelsender Skat ausgestrahlt wurde. Da war der Rechtsruck bereits vollzogen.

Der Talkshow folgte 2005 die Gründung der gleichnamigen Partei, deren Vorsitzender Siderow wurde. Im gleichen Jahr zog Ataka mit knapp über 8 Prozent erstmals ins bulgarische Parlament ein. 2006 erreichte Siderow die zweite Runde der Präsidentenwahl, in der er jedoch deutlich unterlag.

Obwohl einst selbst Vertreter der schreibenden Zunft, arbeitet sich Siderow gern an Journalisten ab. Einem türkischen Kollegen, der eine Frage auf Englisch gestellt hatte, beschied er an einem Wahlabend: In Bulgarien werde Bulgarisch gesprochen. Dabei war er kurz davor, seine Faust im Gesicht des Gegenübers zu platzieren.

Im vergangenen Herbst verabschiedete sich Siderow aus der Nationalversammlung, um bei der Kommunalwahl im Rennen um den Bürgermeisterposten in Sofia anzutreten. Das Ergebnis blieb mit 1,4 Prozent überschaubar, für einen Sitz im Stadtparlament hingegen reichte es. In der Wahlnacht versuchte sich Siderow Zutritt zur Wahlkommission zu verschaffen. Nur ein Polizeieinsatz verhinderte das. Egal wie die jüngsten Scharmützel gegen Siderow ausgehen – eines steht fest: Fortsetzung folgt.

Barbara Oertel

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