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das portraitKaren Struve entzaubert Aufklärer

„Wir sollten nicht glauben, dass wir mit Ängsten rational umgehen können, weil wir durch die Aufklärung gegangen sind. Das ist Quatsch“, sagt Karen Struve und lacht. Sie lacht überhaupt viel. Die Romanistin wurde gerade für ihre Habilitationsschrift mit dem Elise-Richter-Preis ausgezeichnet. Struve untersucht in ihrer Habilitation, wie das Wissen über Fremde in der Encyclopédie bei Diderot und d’Alembert vermittelt wird.

„Das Fremde“, so erklärt Struve, „war im 18. Jahrhundert schon mitten in den Salons angekommen“ – es begegnet einem in der Encyclopédie deshalb überall, in „Afrika“ und in „Europa“, aber auch bei „Wolle“ und „Altar“. Doch gezeichnet werden fremde Kulturen auch von Diderot und d’Alembert großenteils als das Wilde – Aufklärung hin oder her. Dahinter steckt, sagt Struve, der Wunsch, sich selbst als zivilisiert abzusetzen. Gleichzeitig aber zeigen die Autoren auch ihre Ohnmacht, ihre Unwissenheit: Gesicherte Erkenntnisse gibt es nicht – also würzen sie ihre Artikel mit Ich-Perspektive, mit Märchen von Seeleuten oder Passagen aus der Literatur.

Überwunden, und das ist der Clou, ist das laut Struve alles nicht. Über das, was wir „Wissen“ nennen, reden wir heute noch immer so ähnlich wie schon im 18. Jahrhundert: „Was eine Information ist, das scheint ja auch heute verhandelbar. Wir müssen immer noch selbst damit ringen, das Wahre zu erkennen – das ist ganz schön schwer auszuhalten“, sagt sie.

Momentan hat sie dafür jeden Tag die Sichtweise vieler verschiedener WissenschaftlerInnen: MedizinerInnen und PhilosophInnen, Natur- und WirtschaftswissenschaftlerInnen forschen an der Uni Kiel gemeinsam zu Angstkulturen – Struve hält als Research-Managerin die Fäden inhaltlich zusammen.

Ihr liegen Themen, bei denen man sich übers eigene Forschungsgebiet herauswagt. Es ist, wie so oft in der Wissenschaft, eine befristete halbe Stelle. Parallel muss sie schon wieder Forschungsanträge schreiben, um fürs nächste Jahr vorzusorgen. „Ich will mich nicht beschweren“, sagt sie und lacht schon wieder. „Preise sind schön. Aber eine Stelle wär’mir auch lieb.“ Lotta Drügemöller

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