das portrait: Der US-Demokrat Joe Kennedy will Senator von Massachusetts werden
Einen Kennedy erkennt man, wenn man ihn sieht. Bei Joe Kennedy bekommt man sogar einen kleinen Schreck, wenn er einen Raum betritt, so sehr ähnelt der Mann seinem Großonkel John F. – trotz höherem Körperwuchs und roten statt hellbraunen Haaren. Nun hat er bekanntgegeben, dass er einen Schritt weiter in den Fußstapfen seines berühmten Urahnen gehen will: als zukünftiger Senator für Massachusetts.
Joseph Patrick Kennedy III, 38 Jahre alt, sitzt schon seit vier Legislaturperioden im Repräsentantenhaus. Auch JFK war sechs Jahre lang „Congressman“, bevor er 1953 in den Senat wechselte, und direkt im Anschluss an seine Zeit als Senator wurde er Präsident. Eine klassische Politkarriere. Joe Kennedy wurde schon als ein möglicher Präsidentschaftskandidat für 2020 gehandelt; er war klug genug, zu warten. 2020 will er stattdessen beim Rennen um einen der beiden Sitze im Senat antreten. Der gehört derzeit Edward Markey, der Massachusetts schon seit 1976 vertritt, erst im Repräsentantenhaus und seit den letzten Wahlen im Senat. Kennedy sieht seinen Vorteil offenbar in seiner Jugend: „Dies ist der Kampf meiner Generation.“ Gewinnt er ihn, wäre er der jüngste Senator von allen. Das Durchschnittsalter liegt bei 63.
Zumindest ein Teil der Demokratischen Partei wird trotzdem nicht gerade glücklich sein über Kennedys Vorstoß. Denn Markey ist beliebt. Ausgerechnet die prominenteste Frau im Rennen der demokratischen BewerberInnen um die US-Präsidentschaft und zweite Senatorin von Massachusetts, Elizabeth Warren, unterstützt Markey. Dass Kennedy sich jetzt selbst einwechselt, wirkt wie ein Angriff auf Warren. Dabei war die sogar seine Dozentin an der Harvard Law School, in einem ihrer Seminare soll er seine spätere Frau Lauren kennengelernt haben, mit der er zwei Kinder hat.
Aber Joe Kennedy weiß auch, was er drauf hat. Nach Trumps State of the Union 2018, der Rede zur Lage der Nation, hielt er die Gegenrede für die Demokraten und erlangte dadurch Respekt und eine gewisse Berühmtheit. Damals sprach er über das amerikanische Versprechen der Gleichheit aller Menschen und griff Trump scharf wegen dessen Migrationspolitik an. Ein charismatischer Redner ist er, und er hat sich in den vergangenen Jahren ein Profil als Sozial- und Gesundheitspolitiker erarbeitet. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für den überübernächsten Präsidenten der USA, wenn sich der Staub der Trump-Ära gelegt hat und Sachpolitik wieder eine Rolle spielt.
Denn obwohl Trump mit kaum etwas erfolgreicher gewesen ist als mit seinen Hassreden auf politischen Dynastien im Land: Die Kennedys sind nicht die Clintons. Es gibt Homestories in Sepiafarben von Joe III, mit Hund und Kindern. Die Kennedy-Nostalgie ist ungebrochen, zumal in Massachusetts, und so verwundert es kaum, dass eine Frau nach Bekanntwerden der Kennedy-Kandidatur am Samstag im Fernsehsender CBS sagte: „Ich würde ihn wählen, weil ich die zentralen Werte der Familie gut finde. Ein Kennedy ist ein Kennedy.“ Johanna Roth
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen