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das portraitMatthias Angrés hilft herzkranken Kindern

„Nkala saß vor dem Krankenhaus in Jaunde. Sie ging nicht weg, solange sie nicht geheilt war. Durch eine Infektion hatte sie einen schweren Herzfehler, den wir operiert haben. Danach nahm sie mich in den Arm und sagte, einfach toll, dass ihr das gemacht habt. Diese Kinder schließt man extrem schnell ins Herz.“

So erzählt der Hamburger Intensivarzt Matthias Angrés von Patienten in Kamerun, Ägypten und Afghanistan. Seine Stiftung Robinaid operiert Kinder mit Herzproblemen und baut Krankenhäuser. Dafür hat der Landesbetriebssportverband (LBSV) Bremen der Organisation jetzt den Kinderoskar verliehen. „Für sein großes Engagement für die Ärmsten der Ärmsten“, sagt Lothar Pohlmann vom LBSV.

Zurzeit pendelt Angrés zwischen Hamburg, Jaunde in Kamerun und Aswan in Ägypten. In Jaunde ist er der einzige Intensivmediziner und Anästhesist. „Im Einsatz verlasse ich das Krankenhaus drei bis vier Wochen lang nicht“, sagt Angrés. Ein Arbeitstag sei oft 18 Stunden lang.

Er ist der Einzige, der in Vollzeit für die Stiftung unterwegs ist. Bis 2008 arbeitete er im Hamburger Albertinen-Krankenhaus und war dort an der „Herzbrücke“ beteiligt, die afghanische Kinder zur Behandlung nach Deutschland holt. Für das Projekt reiste Angrés 2007 nach Kabul. „Das hat mich schockiert“, sagt er heute. Einzelnen Kindern zu helfen, verändere eben keine Strukturen. Deshalb gründete er Robinaid und baute fünf Jahre lang ein Krankenhaus in Kabul auf. Seitdem hat Angrés kein Geld mehr verdient.

In Aswan betreut er die Ausbildung von ÄrztInnen und PflegerInnen. Es gehe darum, selbstständige Kliniken aufzubauen und so den Kontinent zu stärken. Mit Robinaid verhandelt Angrés zudem über faire Medikamentenpreise in Afrika. Mehr als 90 Prozent seiner MitarbeiterInnen kommen aus den Projektländern, bei der Zusammenarbeit spielten kulturelle Unterschiede keine Rolle, die Krankenhäuser kooperierten: „Wir wollen alle ein bisschen die Welt retten“, sagt Angrés über sich und sein Team.Jana Hemmersmeier

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