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das portraitBarbara Lison wird Weltbibliothekschefin

Ist eine Lobbyistin für Bücher: Barbara Lison Foto: dpa

Barbara Lison hat sich ganz und gar der Lobby­arbeit für Bibliotheken verschrieben. „In Bibliotheken sollen Menschen zusammenkommen“, sagt Lison, die ab August Vorsitzende des Weltverbandes der Bibliotheken (Ifla) sein wird. Sie war die einzige Kandidatin für dieses Ehrenamt als Weltbibliothekschefin und sie kennt den Verband seit 20 Jahren, war dort zuletzt Schatzmeisterin.

Der Verband ist weltweit politisch aktiv: Die Bibliothekar*innen beharrten etwa während der Verhandlungen für die UN-Nachhaltigkeitsziele darauf, den „Zugang zu Informationen“ unter Ziel 16, „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“, festzuschreiben.

Lison ist seit 1992 Direktorin der Bremer Stadtbibliothek. Dort setzte sie sich zum Beispiel für die Sonntagsöffnung der Bibliotheken ein. 2012 startete ein Modellversuch und Mitarbeiter*innen erklärten sich bereit, sonntags zu arbeiten. Inzwischen sind die Bremer Bibliotheken sonntags wieder geschlossen.

In die Kritik geriet Lison, weil mehrere Bremer Bibliotheken während ihrer Amtszeit schließen mussten. Außerdem widerspricht sie der alten Annahme von Bibliothekar*innen, dass der Erfolg einer Bibliothek von der Anzahl der Medien abhängt, die sie besitzt. Lison hingegen sortierte Medien, die niemand ausleihen wollte, aus. „Wir setzen auf Qualität statt Quantität“, begründet sie diesen Schritt. „Wobei beides natürlich schön wäre.“

Lison glaubt trotz E-Books daran, dass die physischen Medien den wichtigsten Teil der Bibliothek ausmachen. „Aber statt Bücher zu katalogisieren, was heute automatisch geht, können wir uns auf die Menschen konzen­trieren“, sagt Lison. „Wir helfen bei der Orientierung und schützen vorm Information-Overload.“ Bibliothekar*innen könnten auf verlässliche Quellen verweisen – auch im Internet.

Auf Kommunikation setzt sie auch beim Ifla. „Neben dem jährlichen internationalen Kongress sollen mehr regionale Treffen, etwa europa- oder südamerikaweit, stattfinden.“ Für Lison ist klar: Bibliotheken sollen keine verstaubten Wissensarchive sein. „Der symbolische Finger vorm Mund hat ausgedient“, sagt Lison. Carlotta Hartmann

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