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das portraitDirk Heinikegeht mit dem Zeitgeist

Dirk Heinike ist nicht grundsätzlich gegen FrauenFoto: privat

Der Vorsitzende des Ruderklubs „Allemannia“, Dirk Heinike, musste vergangenen Montag seinen Vereinskollegen eine bittersüße Nachricht überbringen. Der 58-Jährige stellte klar, dass der Verein grundsätzlich weiblichen Mitgliedern Zutritt gewähre. Damit öffnen sich schlappe 153 Jahre nach der Gründung offiziell die Tore für das andere Geschlecht. Die Allemannia ist einer der letzten Hamburger Rudervereine, die diesen Schritt gehen.

Im Jahre 2015 sah das noch anders aus. Obwohl 2012 ein Frauenumkleideraum im Klubhaus eingerichtet worden war, stemmte sich Heinike gegen die Aufnahme von Frauen. Dabei zeichnete sich schon ab, dass das nicht zu halten sein würde, hatte doch der älteste Verein, der „Hamburger und Germania Ruderclub“ gerade die Tore für Frauen geöffnet. Andernfalls wäre ihm die Gemeinnützigkeit ab­erkannt worden und er hätte keine Fördermittel für sein neues Klubhaus bekommen. Allemania konnte sich vorerst drücken.

Auch Heinike, der schon seit 50 Jahren seinen Sport betreibt, hatte eine klare Position. „Wir wollen keine Frauen diskriminieren“, sagte er dem Hamburger Abendblatt. „Aber beim Rudersport ist es schön, einfach mal unter Männern zu sein.“ Anfragen von Frauen gab es zwar damals auch, doch sie wurden abgelehnt.

Anscheinend änderte Heinike seine Meinung, denn 2018 durften erstmals probeweise Frauen als Mitglieder in den Verein. Im gleichen Jahr mussten sich auch die „Hamburger Ruderinnen“ mit männlichen Vereinskollegen anfreunden. Anlass dazu war ein Urteil des Bundesfinanzhofs, das einer Freimaurerloge die Gemeinnützigkeit aberkannt hatte, da sie nur Männer aufnahm.

In diesem Jahr meldete sich auch das Finanzamt beim Ruderklub Allemannia und wollte Auskunft darüber haben, ob und wie viele Frauen im Verein Mitglieder sind. Daraufhin betonte Heinike vergangenen Montag auf einem Infoabend nochmals, dass die sieben Studentinnen, die derzeit Mitglied sind, keine Alibi-Frauen seien. Allemannia wolle „mit dem Zeitgeist gehen“ und weiterhin Frauen willkommen heißen. David Günther

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