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das portraitNilla Fischer wirbt für das Andere

Alles begann mit ihrer Bitte. Nilla Fischer, Kapitänin des Wolfsburger Frauenteams, trug an die Verantwortlichen heran, dass alle Mannschaftsführerinnen und Mannschaftsführer in den Teams des VfL Wolfsburg eine bunte Kapitänsbinde tragen sollten, als Zeichen für Toleranz und gegen Diskriminierung.

Die Schwedin ist lesbisch. Ihr Familienmodell besteht aus einer Ehefrau mit Kind. Sich dafür nicht rechtfertigen zu müssen, ist ein Ziel von vielen der Regenbogen-Idee. Fischer selbst läuft seit März 2017 mit bunter Armbinde auf, seit dieser Saison auch alle anderen Kapitän*innen ihres Clubs.

Die Mehrheit der Reaktionen ist positiv. Doch ausgerechnet aus dem eigenen Verein gibt es jemanden, der negativ auffällt. Das klingt erst einmal unglücklich, ist am Ende auch hilfreich. Der Kroate Josip Brekalo vom Bundesligateam des VfL hatte Bedenken angemeldet, was die bunte Binde betrifft, weil sexuelle Vielfalt seiner christlichen Überzeugung widerspreche. Er sei religiös erzogen worden. Diese Worte haben ihn mitten in jene Homophobie-Debatte gerückt, die im Profifußball unbedingt geführt werden muss.

Die Kluft zwischen dem Frauen- und dem Männerfußball ist immer noch riesig. Einer Persönlichkeit wie Fischer gelingt es, sich einen klaren Blick auf die Unterschiede zu bewahren. Im Rahmen einer Videodokumentation bezieht sie Stellung: „Im Männerfußball“, findet die Abwehrspielerin, „musst du männlich sein. Das ist nicht das Umfeld, um anders zu sein.“ Was die 34-jährige erfolgreiche Fußballerin sagt, klingt auch ein bisschen wie Mitleid.

Fischers Outing liegt schon Jahre zurück. Sie ist bis heute erstaunt darüber, wie viel Hass ihr im Laufe ihrer Karriere begegnet ist. Aber sie ist auch froh, dass junge Menschen auf sie zukommen und wissen lassen, dass sie ihre offene Art beeindruckend finden. Fischer nutzt ihre prominente Rolle, um laut darüber zu sprechen, wie sie lebt und was sie mag.

Ihre Idee mit den Binden kann sie als Erfolg verbuchen. Josip Brekalos Ausfall mindert das nicht. Es zeigt höchstens: Er ist anders. Ihm fehlt es am liberalen Denken. Christian Otto

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