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das portraitDer Reporter Jean Bigirimanawird in Burundi seit über zwei Jahren vermisst

Journalismus in Burundi ist lebensgefährlich. Kaum jemand weiß das besser als die Familie von Jean Bigirimana, Reporter der unabhängigen Zeitung Iwacu, der zuletzt am 22. Juli 2016 lebend gesehen wurde. Seine Zeitung kann nicht mehr frei erscheinen, sie lebt im Ausland und im Internet weiter. Bigirimana, das fürchten seine Kollegen, lebt nicht mehr. Zum Internationalen Tag der Verschwundenen am 30. August macht die internationale Journalistenvereinigung „Reporter ohne Grenzen“ auf den Fall des Burunders aufmerksam.

Jean Bigirimana wollte am Morgen des 22. Juli 2016 einen Kontakt in der Kleinstadt Bugarama treffen und mittags wieder zu Hause in Burundis Hauptstadt Bujumbura sein. Er kam nicht nach Hause. Gegen 15 Uhr erhielt seine Redaktion einen Anruf von einer weiblichen Stimme, wonach Bigirimana vom Geheimdienst verhaftet und in der Distrikthauptstadt Muramvya in Gewahrsam genommen worden sei. Die dortige Polizei wusste davon nichts. Weder seine Kollegen noch seine Familie haben seitdem etwas von ihm gehört.

Burundi ist ein kleines Land, jeder kennt jeden. Die Regierung von Präsident Pierre Nkurunziza ist äußerst repressiv, vor allem seit der Staatschef einen fingierten Putschversuch gegen ihn im Mai 2015 dazu nutzte, um jegliche Opposition ins Exil oder in den Untergrund zu treiben und sich selbst für eine eigentlich verfassungswidrige dritte Amtszeit wiederwählen zu lassen. Unabhängige Medien wurden damals systematisch geschlossen, ihre Mitarbeiter verfolgt.

Auf Bigirimana hatte es der Staat besonders abgesehen. Der 1979 geborene Journalist war Neffe eines früheren Präsidentensprechers, Léonidas Hatungimana, der in die Exilopposition gegangen war; und der Journalist hatte bei einem staatsnahen Sender gearbeitet, bevor er lieber zu einem unabhängigen Medium stieß und dort seine guten Kontakte nutzte, um investigativ zu arbeiten. Zuletzt hatte man ihm vor seinem Verschwinden vorgeworfen, nach Ruanda zu reisen – Burundis Regierung hält Ruanda für einen Sponsor burundischer Rebellen. Bigirimana hatte von dort über geflohene burundische Journalisten berichtet.

Als der Reporter verschwand, lästerte ein Regierungsvertreter daher, er mache jetzt wohl „Urlaub bei seinem Onkel“. Aber dann hätte er wohl von sich hören lassen. Im November 2016 fanden seine Kollegen an einem Fluss nahe Bugarama zwei Leichen, eine davon kopflos – in Burundi eine gängige Weise für verschleppte Regierungsgegner, zu Tode zu kommen. Eine Identifizierung war nicht möglich, die Behörden lehnten einen DNA-Test ab. Monate später schmierten Unbekannte Blut auf die Mauern des Familienhauses und die Witwe erhielt eine anonyme Nachricht, sie dürfe bald „zu ihrem Mann“.

Inzwischen ist sie mit ihren beiden kleinen Kindern geflohen. Jedes Jahr zum 22. Juli gedenkt die Iwacu-Redaktion ihres Kollegen, und es gibt weltweit Solidaritätsaktionen; Jean Bigirimana ist verschwunden, aber er soll nicht in Vergessenheit geraten. Dominic Johnson

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