piwik no script img

das portraitGuatemalas Oxfam-Chef Juan Alberto Fuentes Knight unter Verdacht

Foto: Luis Echeverria/reuters

Das Parlament missbraucht seine Macht“, schrieb Juan Alberto Fuentes Knight noch im August 2017 in einem seiner regelmäßigen Beiträge für die guatemaltekische Tageszeitung Prensa Libre. Darin empört sich der Vorsitzende der Hilfsorganisation Oxfam International über die Korruptheit des 2015 zurückgetretenen Präsidenten Otto Pérez Molina und seines Kabinetts.

Nun wird Fuentes, der als Finanzminister 2008 in der Vorgängerregierung saß, selbst beschuldigt. Am vergangenen Dienstag wurde er neben neun weiteren ehemaligen Kabinettsmitgliedern sowie Ex-Präsident Álvaro Colom in Guatemala-Stadt festgenommen. Der Vorwurf: Verdacht auf Korruption während seiner Zeit als Minister.

Tatsächlich klingt die Vita des Guatemalteken erst einmal vielversprechend. Fuentes studierte Wirtschaft an der Universität Toronto, Kanada, und promovierte im englischen Sussex. Zurück in Guatemala gründete und leitete er das Zentralamerikanische Institut für Fiskalstudien (ICEFI), bevor er 2008 zum Finanzminister unter Colom berufen wurde. In dieser Funktion war er unter anderem für die Anschaffung von Hunderten Bussen für das ÖPNV-System von Guatemala-Stadt verantwortlich. Ebenjener Deal, wegen dem er nun neun Jahre später unter Korruptionsverdacht steht.

Fuentes ist jemand, der sich nicht mit einer Aufgabe zufrieden gibt. Neben seinen Führungspositionen bei Oxfam, ICEFI und der Ökonomischen Kommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) war er als Professor für Internationale Wirtschaft an der Rafael-Landívar-Universität in Guatemala sowie als unabhängiger Berater für Finanzen und politische Ökonomie tätig, schrieb Texte über lateinamerikanische Wirtschaftsentwicklungen.

Fuentes passt als Teil der Oberschicht und studierter Ökonom perfekt in die von reichen gebildeten weißen Männern geprägte guatemaltekische Herrschaftsriege. Dass ihm und seinen Kollegen nun Korruption vorgeworfen wird, verwundert kaum. Guatemala ist eines der Länder mit der höchsten Korruptionsrate der Welt, weshalb die UNO im Jahr 2006 dort die unabhängige Untersuchungskommission CICIG einsetzte, der 2015 bereits die Aufdeckung des Korruptionsskandals um ­Coloms Nachfolger, den Ex-Präsidenten Otto Peréz Molina, zu verdanken war. Damals zeigte sich ­Fuentes erschüttert über die korrupte Regierung, heute gibt er sich kleinlaut.

Von seinem Oxfam-Vorsitz ist er zurückgetreten, die Organisation begrüßt den Schritt – obwohl sich Fuentes nur einen Tag zuvor nach den Prostitutionsvorwürfen gegen Oxfam und dem damit einhergehenden Rücktritt der Vize­chefin solidarisch mit den „Tausenden guten Menschen bei Oxfam, mit denen auch ich mich identifiziere“, zeigte. Letztlich scheint es nun sein eigenes Urteil über das Kabinett Pérez Molina zu sein, das nun auf ihn selbst zutrifft: „Die Exekutive in Guatemala hat ihre ­Autorität missbraucht.“ Sarah Ulrich

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen